Rezension von “Gittersee”: Den Stasi-Schrecken mit poetischer Sprache erzählt
„Lust auf ein Abenteuer?“
Pauls Frage klingt Karin noch lange in den Ohren, nachdem er mit seiner knatternden Schwalbe verschwunden ist. Er wolle zur Sommersonnenwende zu den Tschechen, hatte er Karin erzählt. Zusammen mit seinem Freund Rühle. Klar, Karin hat Lust auf Abenteuer, aber keine Zeit. Die Mutter ist nicht da, die kleine Schwester braucht sie, die Wäsche macht sich nicht von selbst.
Es ist das letzte Mal, dass die 16-Jährige ihren Freund sieht. Nur Rühle kommt vom Ausflug zurück. Paul ist im Westen, weit weg von ihr, ihrer Familie und Gittersee, dem tristen Dresdner Vorort in der DDR. Dafür tritt Wickwalz von der Stasi in Karins Leben – mit tiefer, warmer Stimme und melancholischem Blick. Er will mehr über Pauls Verschwinden erfahren. Wird Karin einlenken und helfen? Darum geht es in „Gittersee“, dem Roman von Charlotte Gneuß.
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