22. Juni 2025

Buchkritik: „Zwei vernünftige Erwachsene, die sich mal nackt gesehen haben“ von Anika Decker

„Zwei vernünftige Erwachsene, die sich mal nackt gesehen haben“ von Anika Decker

„Zwei vernünftige Erwachsene, die sich mal nackt gesehen haben“: eine perfekte Sommerlektüre

Unter normalen Umständen wäre der neueste Roman von Anika Decker komplett an mir vorbeigerauscht. Anika Decker ist mir zwar seit einigen Jahren ein Begriff, weil sie gegen Til Schweiger klagte und „Die Zeit“ darüber berichtete. Der Grund für den Prozess: Anika Decker hat die Drehbücher für „Keinohrhasen“ und „Zweiohrküken“ geschrieben – und wurde dafür zunächst nicht anständig bezahlt. Den Prozess gewann sie.

Nun wären die beiden Filmkomödien noch keine Empfehlung für mich gewesen, einen Roman von Anika Decker zu lesen. Dass ich es trotzdem tat, verdanke ich mehreren Podcasts, in denen die unterschiedlichsten Leute begeistert von „Zwei vernünftige Erwachsene, die sich mal nackt gesehen haben“ sprachen.

Da ich seit einiger Zeit einen Bibliotheksausweis besitze, dachte ich mir: Perfekt, ich leihe mir das Buch aus, das es derzeit nur als Hardcover gibt, und wenn es mir nicht gefällt, habe ich ja keine 23 Euro ausgegeben.

Nun, ich muss zugeben, ich bin positiv überrascht. „Zwei vernünftige Erwachsene, die sich mal nackt gesehen haben“ ist ein total unterhaltsames Buch, das man einfach so weglesen kann. Es ist zwar keine tiefsinnige Literatur, bedient einige Stereotypen und hat keine überraschende Wendung. Aber es macht großen Spaß, die fast 50-jährige Nina dabei zu begleiten, wie sie sich in den 20 Jahre jüngeren David verliebt – und hin- und hergerissen ist.

„Zwei vernünftige Erwachsene, die sich mal nackt gesehen haben“ ist aber nicht nur eine schöne Liebesgeschichte, sondern dreht sich auch um einen Me-too-Skandal bei der Produktion einer erfolgreichen TV-Serie, der unsauber aufgearbeitet wird. Erinnerungen an Julian Reichelt und den Springer Verlag werden wach.

Weiterlesen »
keine Kommentare
10. Juni 2025

Netflix-Serie: “Ginny & Georgia”

Kritik von „Ginny & Georgia“: kaputter als die “Gilmore Girls” – Staffel 3 ist ein wilder Ritt

„Wir sind wie die Gilmore Girls, nur mit größeren Brüsten“, sagt Georgia (Brianne Howey) in der ersten Folge von „Ginny & Georgia“ zu ihrer Tochter Ginny (Antonia Gentry). Für mich ist das nicht der einzige Unterschied: Sie sind rauer, kaputter und dadurch so viel interessanter als Lorelai und Rory.

Obwohl ich mich inzwischen mit den „Gilmore Girls“ angefreundet habe, ist das Leben in der Kleinstadt Stars Hollow ein Wellness-Programm im Vergleich zu dem von Ginny und Georgia in Wellsbury. Mord, Depressionen und dunkle Geheimnisse: Die Charaktere sind facettenreich und unvergleichlich, die Handlung ist spannend. Nachdem die zweite Staffel mit einem Knall endete, hat mich die dritte Staffel nun erneut mitgerissen – auch wenn es wirklich ein wilder Ritt ist, vor allem die Folgen fünf und sechs.

Weiterlesen »
3 Kommentare
8. Juni 2025

Buchkritik: „Geordnete Verhältnisse” von Lana Lux

Buchkritik: „Geordnete Verhältnisse" von Lana Lux

Buchkritik: „Geordnete Verhältnisse” von Lana Lux: ein spannender Roman, der einen am Ende umhaut

Als ich „Geordnete Verhältnisse“ von Lana Lux zu lesen beginne, ahne ich nicht, was für ein bewegender Thriller dieser Roman ist. Zunächst gehe ich davon aus, dass es sich um eine toxische Freundschaft zwischen zwei instabilen jungen Menschen handelt. Doch der Roman ist weitaus mehr. Das große Thema an dieser Stelle zu verraten, würde aber das Ende spoilern. Deshalb gehe ich erst im letzten Absatz darauf ein.

Was ich hier aber schon sagen kann: „Geordnete Verhältnisse“ ist ein sehr feinfühliger und zeitgemäßer Roman. Lana Lux hat zwei Figuren geschaffen, denen das Leben nicht die einfachsten Startbedingungen beschert hat – die aber sehr unterschiedlich damit umgehen. Philipp ist voller Wut und Obsession. Faina hat eine bipolare Störung. Dass diese Freundschaft ungesund ist, wird schnell klar. Aber wohin sie führt, hat mich dann doch bedrückt.

Weiterlesen »
keine Kommentare
1. Juni 2025

Buchkritik: „Dunkelgrün fast schwarz“ von Mareike Fallwickl

„Dunkelgrün fast schwarz“ von Mareike Fallwickl

„Dunkelgrün fast schwarz“: Spannender Plot trifft auf wunderbare Sprache

Coming-of-Age, Freundschaft, Liebe und Verrat: „Dunkelgrün fast schwarz“ hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Die spannende Dreiecksgeschichte um Moritz, Raffael und Johanna ist jedoch kein klassischer Krimi oder ein Thriller. Vielmehr ist es ein Roman, der durch das interessante zwischenmenschliche Zusammenspiel eine unglaubliche Dynamik entwickelt – und das ganz ohne Blut, Mord oder andere Gräueltaten. Es ist der perfekte Plot mit tiefgründigen Figuren, der mich über die knapp 500 Seiten durchweg begeistert.

Weiterlesen »
keine Kommentare
25. Mai 2025

Buchkritik: „Only Margo” von Rufi Thorpe

Buchkritik: "Only Margo" von Rufi Thorpe

„Only Margo”: ein unterhaltsamer Booktok-Hit

Auf „Only Margo“ von Rufi Thorpe bin ich eigentlich nur wegen des bunten, poppigen Covers gestoßen. Eine junge Frau liegt erschöpft mit dem Bauch auf dem Sofa, ihre linke Hand berührt die Tastatur eines Laptops, der auf dem Boden steht. Neugierig zog ich den Roman aus dem Regal meiner Lieblingsbuchhandlung, überflog kurz den Klappentext, las etwas, das ein wenig wild klang, blieb dann aber vor allem an den positiven Rezensionen der Washington Post und des Autors Nick Hornby hängen.

Letzerer schrieb für eine Buchbesprechung in der New York Times: „Ein enorm unterhaltsames und liebenswertes Buch“. Da ich die Werke von Nick Hornby („High Fidelity“, „About a boy“, „A long way down“) sehr mag, habe ich „Only Margo“ spontan eingepackt.

Bereut habe ich es nicht. „Only Margo“ ist zwar kein Buch, das tiefere Spuren hinterlässt, aber es ist wirklich wunderbare Unterhaltung – und es behandelt ein sehr aktuelles Thema: Only Fans. Kein Wunder, dass Apple TV+ daraus eine Serie gemacht hat. Sie heißt: „Margo’s Got Money Troubles“ – mit Elle Fanning, Nicole Kidman und Michelle Pfeiffer. Erscheinen soll sie 2026.

Weiterlesen »
keine Kommentare
3. Mai 2025

Serienkritik: “Gilmore Girls”

Gilmore Girls: eine Wohltat für die Seele

Ja, es hat tatsächlich 20 Jahre gedauert, bis ich den Hype um die „Gilmore Girls“ verstanden habe. Als die Serie in den 2000er-Jahren herauskam, hat mich die Geschichte um eine alleinerziehende Mutter und ihre Tochter überhaupt nicht interessiert – mein eigenes Leben war so aufregend. Abitur, Studium, Dates. Da brauchte ich keine übertriebenen Dramen auf dem Bildschirm.

Dass ich mir die Serie der Fernsehproduzentin Amy Sherman-Palladino nun trotzdem bis zum Ende angeschaut habe, liegt am katastrophalen Schlafverhalten meines Sohnes. Da er mich seit fast zwei Jahren zwischen drei bis zehn Mal pro Nacht weckt, ist mein Nervenkostüm leicht angeschlagen. Spannende Thriller oder komplizierte Handlungsstränge kann ich vor dem Schlafengehen derzeit nicht ertragen. Das schränkt die Auswahl an Serien allerdings stark ein.

Deshalb schienen mir die „Gilmore Girls“ vor einigen Monaten genau das Richtige für mich zu sein. Skurrile und liebenswerte Charaktere, keine Schreckmomente und einfache Geschichten, die nicht überfordern. So tauchte ich immer tiefer in die Welt der fiktiven Kleinstadt Stars Hollow ein. Plötzlich machte es mir richtig Spaß, Lorelai und Rory bei ihren Irrungen und Wirrungen zu begleiten.

Denn nach ein paar Folgen merkte ich: Die Dialoge sind witzig und voller popkultureller Anspielungen, die Geschichten sind liebevoll gemacht und die Serie ist erstaunlich gut gealtert. Die „Gilmore Girls“ sind also viel mehr als nur irgendeine Mutter-Tochter-Serie. Sie hat ihren Kultstatus zu Recht.

Weiterlesen »
keine Kommentare
27. April 2025

Buchkritik: “Cleopatra und Frankenstein” von Coco Mellors

Buchkritik: "Coco und Frankenstein" von Coco Mellors

“Cleopatra und Frankenstein”: eine moderne Liebesgeschichte aus dem pulsierenden New York

Dass „Cleopatra und Frankenstein“ vor einiger Zeit ein großer Booktok-Hit war, zog an mir völlig vorüber. Den Roman von Coco Mellors kaufe ich spontan, ohne genau zu wissen, worum es in dem 500 Seiten starken Buch genau geht. Denn der Klappentext bleibt vage: Zwei Menschen treffen sich in der Silvesternacht in New York, stürzen sich in eine Romanze und können mit ihrer eigenen Geschwindigkeit kaum noch mithalten. Das ist alles. Mehr wird nicht verraten.

Aber schon nach zwei Seiten weiß ich, dass ich die Geschichte von Cleo und Frank lieben werde, egal wohin die Handlung führt. Autorin Coco Mellors schreibt so wunderbar eingängig, unterhaltsam und intelligent, dass ich von Satz zu Satz mitgerissen werde. In jeder freien Sekunde nehme ich das Buch in die Hand und habe es innerhalb weniger Tage ausgelesen.

Das Tolle an dem Roman: Coco Mellors Charaktere sind tiefgründig, ihre Lebensbeobachtungen klug und die Liebesgeschichte absolut zeitgemäß. „Cleopatra und Frankenstein“ vereint die sonnigen und die schattigen Momente – im Leben und in New York. Ich bin deshalb großer Fan dieses Buches.

Weiterlesen »
keine Kommentare
19. März 2025

Buchkritik: “Marzahn mon Amour. Geschichten einer Fußpflegerin“ von Katja Oskamp

"Marzahn mon Amour. Geschichten einer Fußpflegerin“ I Katja Oskamp

“Marzahn mon Amour. Geschichten einer Fußpflegerin“: liebevolle Porträts aus dem Plattenbau I Serie nun in der ARD-Mediathek

Kurz nach ihrem 45. Geburtstag packt Autorin Katja Oskamp ihren Rollkoffer, wirft ein Spannbettlaken, Schuhe und Kleidungsstücke hinein, dann zieht sie los – von Friedrichshain nach Charlottenburg, wo ihre Fortbildung zur Fußpflegerin startet. 

Katja Oskamp ist zu diesem Zeitpunkt frustriert, ihr Kind braucht sie kaum noch, ihr Mann ist krank und 20 Verlage lehnten ihre neueste Novelle ab. Sie möchte etwas Neues ausprobieren – auch wenn ihr Umfeld darauf mit Unverständnis reagiert. 

Von der Schriftstellerin zur Fußpflegerin – ein fulminanter Absturz. Mir fiel wieder ein, wie sie mir auf die Nerven gegangen waren mit ihren Köpfen, Gesichtern und gut gemeinten Ratschlägen.

Quelle: „Marzahn mon Amour. Geschichten einer Fußpflegerin“

Doch die Entscheidung entpuppt sich als richtig. Katja Oskamp macht ihre neue Arbeit gerne, lernt in einer Praxis in Berlin-Marzahn viele verschiedene Menschen kennen, die sie zu einem neuen Buch inspirieren: zu „Marzahn mon Amour. Geschichten einer Fußpflegerin“. Darin vereint sie eine illustre Auswahl von kurzen Porträts über ihre Kund*innen. Das ist manchmal lustig, gelegentlich traurig, aber immer unterhaltsam. 

Aus dem Buch wurde nun auch eine sehr liebevolle und sehenswerte Serie, die auf der ARD-Mediathek abrufbar ist.

Weiterlesen »
1 Kommentar
11. März 2025

Buchkritik: „Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke“ von Joachim Meyerhoff

„Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke“ von Joachim Meyerhoff

Es ist definitiv Großmutter Inge, die der absolute Star ist in Joachim Meyerhoffs Roman „Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke“. Die ältere Dame strotzt nur so voller Theatralik und Eleganz. Mit einem bedeutungsschwangeren „Mooooahhhhh“ kommentiert sie die belanglosesten Dinge – wie den Brie beim Abendessen. Die Aufmerksamkeit hat sie damit allemal. Einer ihrer Ticks ist es auch, bei „Oh Gott“ die beiden „tt“ deutlich auszusprechen.

“Sie sagte nicht ,Gott’, sondern ,Got-t“ (…) „Alles hatte Bedeutung und es gab einem das gute Gefühl, dabei sein zu dürfen, wenn sie redete.”

So ist es keine große Überraschung, als sich von Kapitel zu Kapitel deutlicher herausstellt, wer genau die Großmutter von Joachim Meyerhoff ist. Es ist Inge Birkmann, eine renommierte Schauspielerin, die an den großen Theatern Deutschlands auf der Bühne stand und auch im Fernsehen zu sehen war – unter anderem in „Derrick“ oder „Der Alte“.

Mit ihrem Mann Hermann Krings, einem emeritierten Professor der Philosophie, bewohnt die Diva eine prächtige Villa in der Nähe des Nymphenburger Parks. Dorthin zieht Joachim Meyerhoff nach dem Abitur, weil er zunächst seinen Zivildienst in München absolvieren will, dann aber kurzfristig eine Zusage für die Otto-Falckenberg-Schauspielschule in der bayerischen Stadt erhält.

Es ist ein Spagat zwischen zwei Welten: den freigeistigen Kreativen und den kultivierten, großbürgerlichen Senior*innen. Wie es ihm damals, Ende der 1980er-Jahre erging, daran erinnert sich Joachim Meyer in seinem autobiografisch geprägten Werk sehr amüsant und einfühlsam.

Weiterlesen »
keine Kommentare
24. Februar 2025

Buchkritik: “Die Zeuginnen” von Margaret Atwood

"Die Zeuginnen" von Magaret Atwood

Buchkritik: “Die Zeuginnen” von Margaret Atwood: sehr unterhaltsam, aber ohne Überraschung

Wie stürzt man einen totalitären Staat? Diese Frage wurde der Autorin Margaret Atwood unzählige Male gestellt, nachdem sie 1985 ihren preisgekrönten Bestseller „Der Report der Magd“ veröffentlicht hatte. 2017 erhielt sie dafür den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.

Die Frage hat nichts von ihrer Brisanz verloren. Im Gegenteil: Die große Zeit der Demokratien scheint vorbei, autoritäre Herrscher beherrschen die Schlagzeilen. In „Die Zeuginnen“ gibt Margaret Atwood nun eine Antwort darauf. Sie schreibt in einem Nachwort dazu:

„Totalitäre Staaten können von innen heraus anfangen zu bröckeln, wenn sie die Versprechen, die sie an die Macht gebracht haben, nicht halten. Oder sie werden von außen angegriffen. Oder beides.“

Wie das konkret aussehen kann, erzählt sie in „Die Zeuginnen“ anhand von drei Protagonistinnen, die ganz unterschiedliche Perspektiven auf den fiktiven Staat Gilead haben. Das ist immer noch spannend und unterhaltsam, aber nicht mehr ganz so revolutionär wie die Geschichte im Vorgängerbuch.

Weiterlesen »
keine Kommentare
1 2 3 4 11

Hallo, ich bin Miriam

Stets bin ich auf der Reise: durch Karlsruhe, die Kultur und die Welt. Dabei begegnen mir immer wieder interessante Menschen, Bücher, Filme und anderer Krimskrams. Damit all diese Erfahrungen und Eindrücke nicht einsam in meinem Kopf schwirren, gibt es diesen Blog. Aus Grau wird Kunterbunt.

Newsletter abonnieren
Etwas verloren?
Vergangenes
Facebook
Instagram
Instagram@miriam_steinbach