27. April 2025

Buchkritik: “Cleopatra und Frankenstein” von Coco Mellors

Buchkritik: "Coco und Frankenstein" von Coco Mellors

“Cleopatra und Frankenstein”: eine moderne Liebesgeschichte aus dem pulsierenden New York

„Cleopatra und Frankenstein“ ist ein totaler Spontankauf in meiner Lieblingsbuchhandlung. Als ich es zu lesen beginne, kann ich nur erahnen, worum es in dem 500 Seiten starken Buch genau geht. Denn der Klappentext bleibt vage: Zwei Menschen treffen sich in der Silvesternacht in New York, stürzen sich in eine Romanze und können dann kaum noch mithalten. Das ist alles. Mehr wird nicht verraten.

Aber schon nach zwei Seiten weiß ich, dass ich die Geschichte von Cleo und Frank lieben werde, egal wohin die Handlung führt. Die Autorin Coco Mellors schreibt so wunderbar eingängig, unterhaltsam und intelligent, dass ich von Satz zu Satz mitgerissen werde. In jeder freien Sekunde nehme ich das Buch in die Hand und habe es innerhalb weniger Tage ausgelesen.

Das Tolle an dem Roman: Coco Mellors Charaktere sind tiefgründig, ihre Lebensbeobachtungen klug und die Liebesgeschichte absolut zeitgemäß. „Cleopatra und Frankenstein“ vereint die sonnigen und die schattigen Momente – im Leben und in New York. Ich bin deshalb großer Fan dieses Buches.

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17. April 2025

Kritik der Netflix-Serie: “North of North”

“North of North”: Diese Netflix-Serie ist ein absoluter Geheimtipp!

Schneelandschaften so weit das Auge reicht, zugefrorene Seen und bunte Häuschen mittendrin – in einem davon lebt Siaja (Anna Lampe). Gleich zu Beginn der Netflix-Serie „North of North“ erzählt die 26-Jährige, wo genau dieses traumhafte Fleckchen Erde liegt: „Denk an den nördlichsten Punkt, an dem du je warst. Dann geh weiter. Noch weiter. Ja, da wohnen wir: in Ice Cove, Nunavut – im Herzen der Arktis.“

So erklärt sich der Titel der wunderbaren Serie schon innerhalb der ersten Minute. Der fiktive Ort Ice Cove liegt am nördlichsten Zipfel Kanadas, am Polarkreis, und ist das Zuhause für eine Inuit-Gemeinschaft. Wie der Alltag dort ist und wie sich Siaja nach der Trennung von ihrem Mann ein eigenständiges Leben aufbaut, ist der Kern der acht Folgen von „North of North“.

Dass die Serie genau meins ist, weiß ich bereits nach kürzester Zeit. Ich schaue die erste Staffel in nur drei Tagen (eine Folge geht nur knapp 25 Minuten). Die Handlung ist einfach, aber nicht trivial, und die Charaktere sind absolut liebevoll gestaltet. Außerdem ist es spannend, mehr über das Leben der Inuit zu erfahren. Und vor allem die Bilder, hach, sie sind einfach traumhaft.

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19. März 2025

Buchkritik: “Marzahn mon Amour. Geschichten einer Fußpflegerin“ von Katja Oskamp

"Marzahn mon Amour. Geschichten einer Fußpflegerin“ I Katja Oskamp

“Marzahn mon Amour. Geschichten einer Fußpflegerin“: liebevolle Porträts aus dem Plattenbau I Serie nun in der ARD-Mediathek

Kurz nach ihrem 45. Geburtstag packt Autorin Katja Oskamp ihren Rollkoffer, wirft ein Spannbettlaken, Schuhe und Kleidungsstücke hinein, dann zieht sie los – von Friedrichshain nach Charlottenburg, wo ihre Fortbildung zur Fußpflegerin startet. 

Katja Oskamp ist zu diesem Zeitpunkt frustriert, ihr Kind braucht sie kaum noch, ihr Mann ist krank und 20 Verlage lehnten ihre neueste Novelle ab. Sie möchte etwas Neues ausprobieren – auch wenn ihr Umfeld darauf mit Unverständnis reagiert. 

Von der Schriftstellerin zur Fußpflegerin – ein fulminanter Absturz. Mir fiel wieder ein, wie sie mir auf die Nerven gegangen waren mit ihren Köpfen, Gesichtern und gut gemeinten Ratschlägen.

Quelle: „Marzahn mon Amour. Geschichten einer Fußpflegerin“

Doch die Entscheidung entpuppt sich als richtig. Katja Oskamp macht ihre neue Arbeit gerne, lernt in einer Praxis in Berlin-Marzahn viele verschiedene Menschen kennen, die sie zu einem neuen Buch inspirieren: zu „Marzahn mon Amour. Geschichten einer Fußpflegerin“. Darin vereint sie eine illustre Auswahl von kurzen Porträts über ihre Kund*innen. Das ist manchmal lustig, gelegentlich traurig, aber immer unterhaltsam. 

Aus dem Buch wurde nun auch eine sehr liebevolle und sehenswerte Serie, die auf der ARD-Mediathek abrufbar ist.

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11. März 2025

Buchkritik: „Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke“ von Joachim Meyerhoff

„Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke“ von Joachim Meyerhoff

Es ist definitiv Großmutter Inge, die der absolute Star ist in Joachim Meyerhoffs Roman „Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke“. Die ältere Dame strotzt nur so voller Theatralik und Eleganz. Mit einem bedeutungsschwangeren „Mooooahhhhh“ kommentiert sie die belanglosesten Dinge – wie den Brie beim Abendessen. Die Aufmerksamkeit hat sie damit allemal. Einer ihrer Ticks ist es auch, bei „Oh Gott“ die beiden „tt“ deutlich auszusprechen.

“Sie sagte nicht ,Gott’, sondern ,Got-t“ (…) „Alles hatte Bedeutung und es gab einem das gute Gefühl, dabei sein zu dürfen, wenn sie redete.”

So ist es keine große Überraschung, als sich von Kapitel zu Kapitel deutlicher herausstellt, wer genau die Großmutter von Joachim Meyerhoff ist. Es ist Inge Birkmann, eine renommierte Schauspielerin, die an den großen Theatern Deutschlands auf der Bühne stand und auch im Fernsehen zu sehen war – unter anderem in „Derrick“ oder „Der Alte“.

Mit ihrem Mann Hermann Krings, einem emeritierten Professor der Philosophie, bewohnt die Diva eine prächtige Villa in der Nähe des Nymphenburger Parks. Dorthin zieht Joachim Meyerhoff nach dem Abitur, weil er zunächst seinen Zivildienst in München absolvieren will, dann aber kurzfristig eine Zusage für die Otto-Falckenberg-Schauspielschule in der bayerischen Stadt erhält.

Es ist ein Spagat zwischen zwei Welten: den freigeistigen Kreativen und den kultivierten, großbürgerlichen Senior*innen. Wie es ihm damals, Ende der 1980er-Jahre erging, daran erinnert sich Joachim Meyer in seinem autobiografisch geprägten Werk sehr amüsant und einfühlsam.

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9. Februar 2025

Buchkritik: “Book Lovers” von Emily Henry

Buchkritik: "Book Lovers" von Emily Henry

Rezension von “Book Lovers”: ein kurzweiliger Liebesroman mit (zu) viel Kitsch für graue Wintertage

Dass mich „Book Lovers – Die Liebe steckt zwischen den Zeilen“ an meine Kitschgrenze bringen würde, wusste ich schon, als ich das Buch in meiner Lieblingsbuchhandlung bestellte. Schließlich bewirbt der Verlag den Roman damit, dass eine „Enemies to Lovers“-Geschichte die Herzen der Leser*innen dahin schmelzen lässt. Wer zweifelt da noch daran, dass es sich um romantische Unterhaltungsliteratur für Frauen handelt?!

Eigentlich mache ich einen großen Bogen um solche Bücher. Trotzdem wollte ich Book Lovers” lesen – wegen des Hypes um die Autorin Emily Henry. Sie hat Kreatives Schreiben studiert und wird in den USA von vielen Frauen für ihre eingängigen Liebesromane gefeiert. Jedes Jahr bringt sie ein neues Werk heraus, die Nummer 1 der New York Times Bestsellerliste ist ihr stets damit sicher. Ich war neugierig. Warum ist sie so erfolgreich?

Ist es einfache Unterhaltung mit vorhersehbarer Handlung oder wird mich Emily Henry überraschen? Gespannt begann ich „Book Lovers“ zu lesen.

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4. Januar 2025

Buchkritik: “Auf Erden sind wir kurz grandios” von Ocean Vuong

"Auf Erden sind wir kurz grandios" von Ocean Vuong

Kritik von “Auf Erden sind wir kurz grandios”: Ein Buch, das tiefe Spuren hinterlässt!

Poetische Sätze treffen auf gewaltvolle Erinnerungen: Es ist eine Achterbahn der Gefühle für mich, „Auf Erden sind wir kurz grandios“ von Ocean Vuong zu lesen. Der Roman ist ein Brief, den ein Sohn an seine Mutter schreibt – einer Analphabetin. Sie wird ihn nie lesen können.

Der Brief dient vielmehr als Selbstermächtigung für den Verfasser, es ist ein Aufarbeiten des Geschehenen, ein Erinnern, Verstehen und Reflektieren. Das Besondere: Der Brief ist voller Gegensätze: Während die Sprache liebevoll gewählt, an vielen Stellen sehr zart und fragil ist, erschüttert der harte Inhalt.

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1. November 2024

Buchkritik: “4321” von Paul Auster

Buchkritik: "4321" von Paul Auster

Was für eine tolle Konzeption: “4321” von Paul Auster – Rezension

Als ich nach 1259 Seiten von Archibald Ferguson Abschied nehme, bin ich zutiefst traurig. Knapp drei Monate hat mich „4321“ am Feierabend und am Wochenende begleitet. Es war wie eine Sucht. Wann immer ich Zeit hatte, wollte ich wissen, wie es Archie geht, was er erlebt, wie er mit all den vielen Herausforderungen des Lebens klarkommt.

Das Besondere an diesem Buch: Autor Paul Auster lässt seinen jungen Protagonisten gleich viermal durchs Leben stolpern – mit unterschiedlichen Rahmenbedingungen. Nach dem Prinzip: Was wäre passiert, wenn…? Paul Auster ist damit ein außergewöhnliches Buch geglückt. Nicht nur diese Konzeption ist hochspannend, sondern auch der Inhalt ist so berührend und bereichernd, dass ich am Ende dankbar war, dass ich diese meisterhafte Literatur lesen durfte – und dadurch so viele neue Gedanken zum Leben bekommen habe.

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15. Oktober 2024

Buchkritik: “Die Interessanten” von Meg Wolitzer

Buchkritik: "Die Interessanten" von Meg Wolitzer

Rezension „Die Interessanten“: ein kluges und wärmendes Buch für die Seele!

Es ist ein Monat, bevor Robert Nixon von seinem Präsidentenamt zurücktritt, als die Außenseiterin Julie Jacobsen von den „Interessanten“ adoptiert wird – und sich in die humorvolle Jules verwandelt. Die fünf anderen Jugendlichen, mit denen sie an einem lauen Abend beim Sommercamp in einem engen Tipi sitzt, kommen alle aus New York. Jules findet:

„ (…) sie waren wie die Mitglieder eines Königshauses oder französische Filmstars.“

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30. September 2024

Buchkritik: “Allegro Pastell” von Leif Randt

"Allegro Pastell" von Leif Randt

Kritik von “Allegro Pastell” von Leif Randt: “Germany’s next Lovestory”!

Sie sind hip, erfolgreich und ihr Leben ist eine große Performance: Tanja Arnheim und Jerome Daimler führen eine Fernbeziehung zwischen Berlin und dem Maintal. Während Tanja als Autorin für ihren Debütroman große Aufmerksamkeit bekam und in der Hauptstadt nun an ihrem zweiten Buch arbeitet, ist Jerome als Webdesigner gefragt. Er erledigt vom Bungalow seiner Eltern aus seine zahlreichen und gutbezahlten Aufträge.

Ihre Beziehung: zunächst scheinbar makellos. Alles ist bis ins letzte Detail durchgeplant. Gefühle, Outfits, Partys: Sie analysieren sich und ihr Verhalten ständig. Was nicht stimmig ist, wird optimiert, bis zur absoluten Perfektion. Doch nach Tanjas 30. Geburtstag kippt die Stimmung. Wird „Germany’s next Lovestory“ trotzdem ein Happy End haben?

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2. Juni 2024

Buchkritik: “Altes Land” von Dörte Hansen

"Altes Land" von Dörte Hansen

Rezension von “Altes Land”: Mehr als ein Frauenroman!

Annes Welt gerät gehörig ins Wanken, als ihr Mann sie betrügt – mit der hübschen Lektorin mit den blutroten Fußnägeln und den langen schwarzen Haaren. Christoph liebt Carola. Die Gewissheit haut Anne um. Die junge Mutter will nur noch weg. Raus aus Hamburg-Ottensen. Sie packt ihre Habseligkeiten zusammen, setzt ihren kleinen Sohn Leon in einen Sprinter und fährt zu ihrer kranteligen Tante Vera, die auf einem heruntergekommenen Hof auf dem “Alten Land” lebt – seit 60 Jahren. Nach dem Zweiten Weltkrieg landete sie als kleines Mädchen in dem ächzenden Haus mit Reetdach – ausgehungert und durchgefroren nach dem langen Marsch aus Ostpreußen.

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Hallo, ich bin Miriam

Stets bin ich auf der Reise: durch Karlsruhe, die Kultur und die Welt. Dabei begegnen mir immer wieder interessante Menschen, Bücher, Filme und anderer Krimskrams. Damit all diese Erfahrungen und Eindrücke nicht einsam in meinem Kopf schwirren, gibt es diesen Blog. Aus Grau wird Kunterbunt.

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