Flimmerkasten: “Three billboards outside Ebbing, Missouri”
“Three billboards outside Ebbing, Missouri”: Ein fantastischer Film, der weh tut!
“Vergewaltigt, als sie starb. Und immer noch keine Verhaftungen. Wie kann das sein, Chief Willoughby?“
Drei Sätze, festgehalten in großen schwarzen Buchstaben auf knallrotem Hintergrund: Die drei Werbetafeln kurz vor der Ortseinfahrt der Kleinstadt Ebbing sind an den örtlichen Sheriff gerichtet. Mildred Hayes (Frances McDormand) hat sie für ein Jahr lang angemietet und mit der anklagenden Schrift versehen. Die drei Mahnmale stehen genau dort, wo sieben Monate zuvor ihre Tochter vergewaltigt und ermordet wurde. Mildred ist wütend: auf die Polizei, die scheinbar nicht genug tut, auf ihren Ex-Mann, aber auch auf sich selbst.
“Three billboards outside Ebbing, Missouri” von Regisseur Martin McDonagh ist ein eindringlicher und aufwühlender Film, der bis ins kleinste Detail perfekt durchdacht ist: von der Szenerie, der Wahl der Schauspieler und der Sprache. Es ist ein sehenswertes Sozialdrama, bei dem an manchen Stellen das Hinschauen aber ganz schön weh tut.
Rassismus und Gewalt
Es ist besonders Frances McDormand, die als verhärmte Miltred völlig in den Bann zieht. Ihre Mimik ist starr, die Verbitterung sichtlich in ihr Gesicht geschrieben, mit hartem Gang läuft sie durch das kleine Städtchen, alles Weibliche scheint aus ihr gewichen.
Das Leben hat ihr Einiges zugemutet: Ihr Ex-Mann verprügelte sie und mit ihrer Tochter stritt sie sich am Tag, bevor sie starb. All ihre Wut und Verzweiflung treffen nun die Polizei in Ebbing, bei der rassistische Männer die Oberhand haben und dunkelhäutige oder homosexuelle Menschen nach wie vor verspottet und misshandelt werden. Miltred hat besonders Polizeichef Bill Willoughby im Visier, an ihn sind auch die Werbetafeln gerichtet. Doch Willoughby bestreitet seinen ganz eigenen Kampf, er hat unheilbaren Krebs, seine Tage sind gezählt.
Niemand ist nur gut oder böse
Das Spannende an “Three billboards outside Ebbing, Missouri” ist, dass keine der Figuren per se gut oder schlecht ist. Vielmehr sind die Charaktere sehr differenziert angelegt und durchlaufen Entwicklungsprozesse. Das trifft vor allem zu auf den Polizeiofficer Dixon, der sehr eingeschränkt im Denken und gewaltbereit ist. Trotz seines fortgeschrittenen Alters lebt er noch bei seiner Mutter, ihren Gesprächen auf der heimischen Couch oder auf der Veranda zuzuhören, ist schon beste Unterhaltung.
Spannende Sprache
Generell: Die Sprache ist im Film wunderbar der Handlung und den Figuren angepasst – sie ist hart, vulgär und ohne viel Schnickschack. Die Schimpfwörter zu zählen, wäre ein sehr aufwändiges Unterfangen. Die Dialoge sind oft rabenschwarz, haben aber oft auch soviel Situationskomik, dass trotz der bleiernen Schwere immer wieder Humor durchblitzt.
Liebe!
Eine wunderbare Gesellschaftsstudie: “Three billboards outside Ebbing, Missouri” lässt einen Blick in das Treiben eines kleinen Südstaaten-Städtchens zu, zeigt, wie bitter das Leben sein kann, wie unterschiedlich Menschen mit Trauer umgehen und er macht klar: Wut und Rache dürfen nie die Antwort sein. Das ist auch das Schöne an dem Film, trotz all der kaputten Figuren und Tragik zeigt er am Ende, dass es nur eine Lösung gibt: Liebe.
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