11. Mai 2023

Serienkritik: “Workin’ Moms”

Netflixserie “Workin’ Moms”: Kritik der Staffeln 1 bis 7

Es war zu Beginn meines Studiums, als Pro7 jeden Dienstag eine Serie ausstrahlte, die ich damals sehr gerne sah: „Desperate Housewives“. Im Mittelpunkt dieser amerikanischen Produktion stehen vier weiße Frauen aus dem fiktiven Vorort Wisteria Lane, die meist wohlhabende Ehemänner haben, selbst nicht arbeiten, sich aber um Haushalt und Kinder kümmern. Ein bisschen Spannung, gemischt mit Klatsch und Drama. Fertig ist der Spannungsbogen. Damals ging das Konzept auf. 

Knapp 20 Jahre später hat sich die Welt zum Glück weitergedreht. Statt gelangweilter Hausfrauen zeigt Netflix insgesamt sieben Staffeln der kanadischen Serie „Workin‘ Moms“.

Auch bei ihr stehen überwiegend weiße Frauen in großen Häusern im Mittelpunkt – diesmal geht es aber nicht vorrangig um den Tratsch in der Nachbarschaft, sondern um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Das ist an manchen Stellen zwar überspitzt, aber dennoch äußerst unterhaltsam und sehenswert.

Catherine Reitman hatte die Idee zur Serie

Die Idee zu „Workin‘ Moms“ stammt von Catherine Reitman. Sie ist selbst Mutter sowie Ehefrau und bringt einige ihrer Erfahrungen in die Serie mit ein. Außerdem verkörpert sie als Schauspielerin die Protagonistin Kate, die versucht, den Alltag als Mutter und erfolgreiche PR-Frau auf die Reihe zu bekommen. Was gar nicht so einfach ist mit sexistischen männlichen Kollegen und den eigenen Schuldgefühlen, nicht ständig bei ihrem Kind zu sein.

Aber nicht nur Kate kämpft mit der Rolle als „Workin‘ Mom“, auch ihre drei Freundinnen Anne (Dani Kind), Frankie (Juno Rinaldi), Jenny (Jessalyn Wanlim) stehen immer wieder vor neuen Herausforderungen.

Anne ist beispielsweise selbstständige Psychiaterin und nur wenige Monate nach der Geburt ihres zweiten Kindes wieder schwanger. Möchte sie wirklich noch ein drittes Kind? Ist eine Abtreibung moralisch legitim? Diese Frage treibt sie vor allem zu Beginn der Serie um. In späteren Staffeln kämpft sie außerdem mit ihrer ältesten Tochter Alice, die in der Pubertät ein wenig außer Rand und Band gerät.

Die biestige Jenny dagegen hat keine Lust, wieder zu arbeiten und versucht ihren Mann davon zu überzeugen, dass sie länger als vereinbart in Elternzeit bleiben kann. Er wiederum möchte aber selbst zu Hause bleiben und an einem Drehbuch schreiben. Wie werden sie eine Lösung finden?

Auch Frankie läuft neben der Spur. Sie ist eine durchgeknallte Immobilienmaklerin und lebt mit einer Frau zusammen, mit der sie eine gemeinsame Tochter hat. Wenige Monate nach der Geburt leidet Frankie an Depressionen und flüchtet immer wieder vor der Realität, was sowohl ihre Beziehung als auch ihre Arbeit beeinträchtigt.

In der fünften Staffel stößt außerdem Solane (Enuka Okuma) dazu. Sie ist eine toughe Verlegerin, die für ihre Schwester ein Kind ausgetragen hat. Sie wird durch eine Samenspende in der sechsten Staffel nochmals schwanger und bringt einen ganz neuen Aspekt in die Serie.

Kritik wegen fehlender Diversität

Durch diese verschiedenen Protagonistinnen und ihre ganz eigenen Perspektiven ist „Workin‘ Moms“ sehr kurzweilig. Vor allem in den USA wird die Serie zwar immer wieder kritisiert, dass sie zu wenig divers sei und besonders privilegierte weiße Frauen in den Mittelpunkt stelle. Jedoch kann ich diese Kritik nicht komplett nachvollziehen. Ja, die Frauen sind alle Akademikerinnen und haben gute Jobs. Aber Jenny ist beispielsweise eine Asian-American und sowohl Frankies Partnerin als auch Solane sind Schwarze Frauen.

Viele interessante Themen in den sieben Staffeln

Darüber hinaus bietet „Workin’ Moms“ ein breites Themenspektrum. Es geht unter anderem um Abtreibung, Fehlgeburt, gescheiterte Beziehungen, Überforderung in der Erziehung, Samenspende, Depressionen und die Balance zwischen Karriere und Kind. In der siebten Staffel geht es auch um die Pille für den Mann. 

Die Folgen sind alle zwischen 20 und 30 Minuten lang und so kompakt, dass die Zeit wie im Flug vergeht. Vor allem die gelungene Mischung aus Humor und realen Problemen macht „Workin’ Moms“ für mich so sehenswert. Außerdem ist die Handlung nicht vorhersehbar, sondern jede Staffel hat ihren eigenen Schwerpunkt.

An Tiefe mangelt es

Was der Serie aber definitiv fehlt, ist Tiefe. Die Themen werden nur oberflächlich angerissen. Für eine intensivere Auseinandersetzung mit schweren Depressionen oder Fehlgeburten ist in den kurz geschnittenen Episoden kein Platz. Wer also Ernsthaftigkeit sucht, wird sie bei „Workin’ Moms“ nicht finden. Ich schaue mir die Serie auch im Original an, da ich die deutsche Synchronisation schwierig finde.

Nach sieben Staffeln ist nun Schluss

Für mich ist die Oberflächlichkeit aber kein Grund, die Serie nicht zu mögen. Vielmehr kann ich mit ihr am Feierabend perfekt abschalten und fühle mich wunderbar unterhalten. Und die wichtigen Fragen vieler Frauen meiner Generation trifft sie. Denn unter ihnen sind fast keine verzweifelten Hausfrauen mehr, sondern überwiegend arbeitende Mütter, die auch häufig mit der richtigen Balance kämpfen.

Nun ist nach sieben Staffeln Schluss. Die Geschichten sind aber auch auserzählt. Die letzten 13 Folgen waren nett und unterhaltsam, aber viel Neues kam nicht mehr. Nach dem spannenden Cliffhanger zu Ende der sechsten Staffel ging nun alles friedlich aus. Vielleicht schaue ich „Workin’ Moms“ irgendwann nochmals von vorne – die Serie gehört definitiv zu den guten auf Netflix. Es hat Spaß gemacht. 

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Hallo, ich bin Miriam

Stets bin ich auf der Reise: durch Karlsruhe, die Kultur und die Welt. Dabei begegnen mir immer wieder interessante Menschen, Bücher, Filme und anderer Krimskrams. Damit all diese Erfahrungen und Eindrücke nicht einsam in meinem Kopf schwirren, gibt es diesen Blog. Aus Grau wird Kunterbunt.

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