Buchkritik: “Die Geschichte der Bienen” von Maja Lunde
“Die Geschichte der Bienen”: Kein Buch für mich!
„Die Geschichte der Bienen“ kam zur Weihnachtszeit in meinen Briefkasten geflattert – ein sehr nett gemeintes Geschenk. Selbst hätte ich mir den norwegischen Bestseller von Maja Lunde wohl aber nicht gekauft, weder das Cover noch die Inhaltsangabe hatten mich beim Stöbern in Buchhandlungen überzeugt. „Drei Familien, getrennt durch Jahrhunderte, unauflöslich verbunden mit der Geschichte der Bienen“. Klang nach typischer Unterhaltungsliteratur, die nicht zu sehr am Fundament kratzt. Die beste Drehbuch-Grundlage für einen Blockbuster im Popcorn-Kino.
Doch als ich meinen Koffer für Israel packte, zu dem Bündel meiner bislang ungelesenen „Zeit“-Dossiers noch ein unkompliziertes Buch suchte, fiel mir „Die Geschichte der Bienen“ wieder ins Blickfeld. Ach, warum, nicht?! Vielleicht tue ich dem Roman auch Unrecht. Schließlich fielen die Kritiken fast durchgehend äußerst positiv aus. Eingepackt.
302 der 508 Seiten habe ich mir nun angetan, dann habe ich das Buch weggelegt.
Von allem ein bisschen was
„Die Geschichte der Bienen“ ist in drei Bereiche gegliedert: Ein Teil spielt im 19. Jahrhundert in England, ein zweiter in der Gegenwart in den USA, ein anderer in der Zukunft in China. Mein Problem war von Anfang an, dass mich keine der Erzählungen richtig mitnahm.
Wenn überhaupt, dann noch am ehesten die Geschichte um die Arbeiterin Tao, die im Jahr 2098 die Bäume selbst mit Händen bestäuben muss. Erst vor kurzem hatte ich wieder die Doku „More than honey“ geschaut, in der diese Folge des Bienensterbens auch thematisiert wird. Ich fand es deshalb spannend, wie Maja Lunde diesen Aspekt weiterdreht.
Immer diese Vergleiche
Immer wieder musste ich bei der Konzeption des Romans aber an den „Wolkenatlas“ von David Mitchell denken. Auch er bringt verschiedene Zeiten zusammen, lässt unterschiedliche Protagonisten Dinge erleben, die letztlich alle irgendwie in Verbindung stehen. Aber im Vergleich dazu ist „Die Geschichte der Bienen“ eher flach.
„Der Wolkenatlas“ schafft es, einen sofort mitzuziehen, ist detailverliebt, tiefgründig, hat differenzierte Charaktere. Außerdem passt sich sogar die Sprache den einzelnen Kapiteln sowie Zeiten an.
In “Die Geschichte der Bienen” sprudelt es dagegen auf eine zwar nette, aber sehr unkomplizierte Weise. Ich gebe zu: Die Sprache von Maja Lunde ist schön, ihr Schreibstil sehr angenehm zu lesen, aber das alles nützt wenig, wenn ich beim Lesen keine Sekunde das Gefühl habe, dass mich der Inhalt weiterbringt, mich bewegt.
Hanya Yanagihara hat die Messelatte hoch gelegt
Vielleicht ist es nochmals etwas anderes, wenn man selbst eine Familie hat und sich in den verschiedenen Spannungen wiederfindet. Außerdem ist meine Erwartung an Bücher inzwischen sehr hoch. Spätestens seit ich „Ein wenig Leben“ gelesen habe, weiß ich, dass es genau das ist, was ich von Literatur möchte.
So sehr habe ich mit dem Protagonisten Jude gelitten und es war so ein emotionales Chaos, was Hanya Yanagihara durch ihre Geschichte in mir auslöste. Aber sie regte mich zum Denken an, ihre Sätze bündelten diffuse Gedanken und Beobachtungen in meinem Kopf, brachten sie zusammen.
Genau davon mag ich mehr, solche Literatur möchte ich lesen – auch wenn es weh tut. „Die Geschichte der Bienen“ ist davon meilenweit entfernt.
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Liebe Literaturkritikerin,
Sie meinen dieses Buch sei ein Witz?
Völlig zu Recht!
Die Autorin heißt ‘Maja’ mit Vornamen und schreibt ‘Die Geschichte der Bienen’.
Mehr Witz geht doch im Prinzip nicht, oder?
:D
Liebe Mademoiselle Miriam,
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