22. Februar 2023

Buchkritik: “Tschick” von Wolfgang Herrndorf

"Tschick" von Wolfgang Herrndorf

Rezension von “Tschick”: was für ein berührendes Buch

Zwei 14-jährige Jungs, ein geklautes Auto und eine spannende Reise: Andrej Tschichatschow, alias Tschick, sitzt nach den Osterferien plötzlich in der Klasse von Maik Klingenberg. Die Jungs kommen aus unterschiedlichen Welten. Tschick ist mit seiner Familie aus Russland übergesiedelt und haust in einem der heruntergekommenen Hochhäuser in Hellersdorf.

Maik residiert mit seinen Eltern in einer Villa – Liebe und Aufmerksamkeit sind jedoch Mangelware. Da Tschick sich in den Sommerferien langweilt und Maik ohnehin allein zu Hause ist (Mutter auf Entzug, Vater mit seiner Geliebten auf Geschäftsreise), machen sich die beiden Jungs mit einem geklauten, klapprigen Lada auf den Weg. Ihr Ziel: die Walachei. Der Beginn eines abenteuerlichen Roadtrips.

Um was geht es in “Tschick”?

“Tschick” fiel mir in einer Buchhandlung in die Hände. Ich hatte schon viel davon gehört. Aber ein Jugendbuch, wollte ich das wirklich lesen? Ich schlug es auf und stolperte über die ersten zwei Seiten. Dort sind viele Auszüge aus Rezensionen zu lesen – alle voll des Lobes. “Man sieht die Welt mit anderen Augen, wenn man dieses Buch gelesen hat”, schrieb zum Beispiel das Magazin “Rolling Stone”. Ich beschloss, das Buch zu kaufen, um zu verstehen, was dahinter steckt.

Kaum hatte ich angefangen, konnte ich es nicht mehr aus der Hand legen. Obwohl ich viel zu tun hatte, las ich das Buch in jeder freien Sekunde und tauchte völlig in die Welt von Tschick und Maik ein. Ich saugte ihre Abenteuer in mich auf, fieberte bei Verfolgungsjagden mit und ertappte mich dabei, wie ich selbst im überfüllten Zug laut lachte.

So viele Abenteuer!

Die beiden Jungs stolpern von einer skurrilen Situation in die nächste und erleben die wildesten Abenteuer. Aber: Es ist auch ein Buch der Zwischentöne, das deutlich macht, wie sehr die Jugendlichen mit ihren zerrütteten Familien und mangelnder Zuwendung kämpfen.

“Tschick” ist ein Plädoyer für Freundschaft. Es ist ein Buch, das berührt und einfach glücklich macht.

Zitat von Maik am Ende des Buches:

“Die Welt ist schlecht, und der Mensch ist auch schlecht. Trau keinem, geh nicht mit Fremden und so weiter. Das hatten mir meine Eltern erzählt, das hatten mir meine Lehrer erzählt, und das Fernsehen erzählte es auch. Wenn man Nachrichten kuckte: Der Mensch ist schlecht. Wenn man Spiegel TV kuckte: Der Mensch ist schlecht. Und vielleicht stimmte das ja auch, und der Mensch war zu 99 Prozent schlecht. Aber das Seltsame war, dass Tschick und ich auf unserer Reise fast ausschließlich dem einen Prozent begegneten, das nicht schlecht war.“

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2 thoughts on “Buchkritik: “Tschick” von Wolfgang Herrndorf

  1. Jan sagt:

    Hallo Miriam, schöne Rezension, die habe ich auch gleich aus meiner Rezension heraus verlinkt. Viele Grüße nach Karlsruhe!

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Hallo, ich bin Miriam

Stets bin ich auf der Reise: durch Karlsruhe, die Kultur und die Welt. Dabei begegnen mir immer wieder interessante Menschen, Bücher, Filme und anderer Krimskrams. Damit all diese Erfahrungen und Eindrücke nicht einsam in meinem Kopf schwirren, gibt es diesen Blog. Aus Grau wird Kunterbunt.

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