26. April 2024

Serienkritik: “Mittsommernacht”

Kritik der Netflix-Serie “Mittsommernacht”: die idyllische Stimmung trügt

Die norwegische Kulisse ist traumhaft: Das zitronengelbe Haus steht direkt am glitzernden Wasser, der Himmel ist strahlend blau und eine bunte Wimpelkette flattert im sanften Wind. Carina (Pernilla August) und Johannes (Dennis Storhøi) haben Familie und Freunde zur Mittsommernacht zu sich nach Hause eingeladen. Dieses Jahr feiern sie das traditionelle Fest auf schwedische Art. Das heißt: mit Trinkliedern, lustigen Spielen und einem Mittsommerbaum.

Doch die zunächst fröhliche Stimmung trügt. Carina möchte den Anwesenden eine folgenschwere Entscheidung verkünden. Dabei ist sie nicht die Einzige an der langen Festtafel, die etwas Unausgesprochenes auf dem Herzen hat. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die scheinbar gute Stimmung in der Netflix-Serie „Mittsommernacht“ kippt.

Ein optisches Vergnügen

Die fünfteilige Produktion „Mittsommernacht“ entdeckte ich zufällig. Da ich ja ein großer Fan von skandinavischen Serien bin („Weihnachten zu Hause“, „Die Patchworkfamilie“, „Everyone but us“), war ich gespannt, ob meine Erwartungen erneut erfüllt werden.

Schnell wird klar: „Mittsommernacht“ überzeugt mit traumhaften Bildern, gut aussehenden Schauspielenden und tollen Outfits. Es gibt hübsche Blumenkränze, eine leckere Erdbeertorte und Aufnahmen vom Grundstück, die große Lust auf einen Urlaub in Norwegen machen. Allein für dieses optische Vergnügen lohnt es sich, die fünf etwa 30-minütigen Folgen anzuschauen.

Pernilla August ist übrigens keine Unbekannte. Sie hat nicht nur in vielen internationalen Produktionen mitgespielt („Star Wars“, „Young Royals“), sondern ist auch die Mutter von Alba August, der großartigen Schauspielerin, die die Hauptrolle in „Astrid“ spielte und auch in der Serie „Everyone but us“ zu sehen ist.

Viel Drama an der Festtafel

Was die Handlung von „Mittsommernacht“ angeht, bin ich etwas zwiegespalten. In der ersten Folge fiel es mir schwer, den Überblick über die verschiedenen Charaktere zu behalten, die relativ schnell eingeführt werden.

Neben den beiden Töchtern des Paares, Helena (Sofia Tjelta Sydness) und Hanne (Amalia Holm), gibt es noch Johannes’ Tochter aus erster Ehe: Petronella (Maria Agwumaro). Sie wächst bei ihrer psychisch kranken Mutter auf. Petronella hat ihrem Vater nie erzählt, wie sehr sie als Kind darunter gelitten hat.

Außerdem ist Carinas Bruder Hakan (Christopfer Wollter) mit seiner Freundin Sara (Fanny Klefelt) mit dem Boot angereist. Sara ist fast 30 Jahre jünger als Hakan. Was vor allem für Johannes unverständlich ist.

Zum ersten Mal feiern auch der der Verlobte von Hanne, Darius (Peiman Azizpour), seine Eltern und sein Bruder mit. Die Hochzeit steht kurz bevor und es gibt noch einige Dinge zu besprechen.

Überraschend tauchen dann noch der Ex-Freund von Hanne, Lysander (Kim Falck), und seine Mutter auf. Zuerst war ich irritiert und dachte, das sei eine völlig unrealistische und konstruierte Situation, um Drama zu erzeugen. Aber im Laufe der Handlung stellt sich heraus, dass es einen guten Grund gibt, warum Lysander da ist.

Rückblenden bringen Dynamik in die Geschichten

Einerseits schreitet die Geschichte in „Mittsommernacht“ chronologisch voran, aber es gibt auch mehrere Rückblenden, durch die die Geheimnisse der Figuren klarer werden. Manchmal wird ein Ereignis auch aus mehreren Perspektiven gezeigt.

Diesen Ansatz finde ich super und er bringt Spannung in die Handlung. Die Geschichten sind am Ende in sich stimmig, aber doch ein wenig schnell und oberflächlich erzählt. Bei dem Liebeswirrwarr von Helena ist es am Ende aber doch ein wenig unglaubhaft, wie schnell sie von einem Mann zum nächsten wechseln kann.

Eine zweite Staffel ist unwahrscheinlich

Es ist für mich nicht verständlich, warum die Folgen so wenig beziehungsweise so kurz sein mussten. Dadurch haben die Macher der Serie viel Potenzial verschenkt.

Statt in die Tiefe zu gehen, ist „Mittsommernacht“ schnell verfolgen. Das ist wirklich schade. So bleibt die Serie ein kurzes Vergnügen, das sehr vergnüglich ist, aber eben auch keine besonderen Spuren hinterlässt. Da die Geschichten abgeschlossen sind, ist es unwahrscheinlich, dass eine zweite Staffel folgt.

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Hallo, ich bin Miriam

Stets bin ich auf der Reise: durch Karlsruhe, die Kultur und die Welt. Dabei begegnen mir immer wieder interessante Menschen, Bücher, Filme und anderer Krimskrams. Damit all diese Erfahrungen und Eindrücke nicht einsam in meinem Kopf schwirren, gibt es diesen Blog. Aus Grau wird Kunterbunt.

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