12. September 2021

Flimmerkasten: “Lupin”

Kritik der Netflix-Serie “Lupin”: ein perfekter Meisterdieb!

Er ist ein Gentleman und ein Verwandlungskünstler: Assane Diop (Omar Sy) ist die moderne Version des Meisterdiebes Arsène Lupin – eine Kreation aus dem Jahr 1905, geschaffen vom französischen Schriftsteller Maurice Leblanc. Statt mit Monokel und Zylinder flitzt diese Inkarnation nun in der Netflix-Serie “Lupin” mit bunten Sneakers durch das funkelnde Paris, wortgewandt, mutig und äußerst charmant.

Dass ich der Serie bereits nach wenigen Minuten verfallen bin, ist vor allem Omar Sy zuzuschreiben. Wie bereits bei „Ziemlich beste Freunde“ strahlt er soviel Sympathie aus, dass es eine wahre Freude ist, dem Franzosen bei seinen Abenteuern zuzuschauen. Ihm böse zu sein, wenn er zwielichtige Dinge treibt? Unmöglich! Von der ersten Sekunde an war ich auf seiner Seite.

So viele tolle Twists!

„Lupin“ überzeugt aber nicht nur mit einer geglückten Auswahl an Schauspielern. Der Plot ist spannend, mit vielen Drehungen, ohne dabei blutrünstig oder gewaltvoll zu sein. Eine Albtraum-Gefahr besteht hier keineswegs. Vielmehr überrascht die Krimi-Serie immer wieder mit humorvollen Elementen. Es ist perfekte Unterhaltung.

Zwei Staffeln mit je fünf Folgen!

Insgesamt zehn Folgen, die zwischen 40 und 50 Minuten lang sind, gibt es derzeit von „Lupin“ auf Netflix. Basis für die Handlung ist der Roman „Arsène Lupin: Le Collier de la Reine“ von Maurice Leblanc. Wie im Buch spielt auch in der Serie ein edles Halsband eine wichtige Rolle. Marie Antoinette soll es getragen haben.

Kein Spoiler-Alarm!

Soviel kann ich verraten, ohne zu spoilern: Assane möchte in der ersten Folge bei einer Auktion im Louvre diese Halskette ersteigern. Das Schmuckstück verschwand 25 Jahre zuvor aus dem Tresor der reichen Familie Pellegrini. Assanes Vater Diop (Fargass Assande) arbeitete damals für sie als Chauffeur.

Das Oberhaupt, Hubert Pellegrini (Hervé Pierre), verdächtigte Diop, die Kette gestohlen zu haben. Der Senegalese und alleinerziehende Vater wird daraufhin verhaftet, kommt ins Gefängnis und bringt sich dort um. Assane ist damit Waise.

Nun möchte er wissen, was damals passierte, die Ehre seines Vaters wiederherstellen und den Schuldigen zu Fall bringen. Bei seiner Vorgehensweise lässt er sich von den Büchern von Arsène Lupin inspirieren, die ihm sein Vater früher zum Lesen gab.

Immer wieder neue Identitäten!

Mal als Hipster mit knalligfarbener Wollmütze, mal als nobler Geschäftsmann mit Anzug: Um seine Ziele zu erreichen, legt sich Assane immer wieder neue Identitäten zu. Es ist notwendig: Er landet bei seinen Nachforschungen in heiklen Situationen, die dazu führen, dass die Polizei hinter ihm her ist. Es ist ein herrliches Katz-und-Maus-Spiel. Vor allem da ein Ermittler ebenfalls großer Arsène-Lupin-Fan ist und Assanes Strategie durchschaut.

Keine Ahnung von dem Treiben haben seine Ex-Freundin Claire (Ludivine Sagnier) und sein Sohn Raoul (Etan Simon). Seine ständige Abwesenheit haben in der Vergangenheit zu vielen Enttäuschungen geführt. Assane kämpft aber um seine Familie und beschützt sie, so gut es geht.

Alltagsrassismus ist ein Thema!

Generell hat Assane das Herz am rechten Fleck. Er hilft den Außenseitern und nimmt nur von denen, die sich unrechtmäßig bereichert haben. Großartig ist die Szene, in der er einer älteren weißen Dame ein Faberge-Ei und teuren Schmuck abnimmt. Stolz und ohne einen Funken schlechtes Gewissen hatte sie ihm diese Beutezüge aus der Kolonialzeit zuvor präsentiert.

Die Serie „Lupin“ schafft es nicht nur an dieser Stelle, sondern immer wieder auf tolle Weise gesellschaftskritische Zwischentöne einzubauen. Vor allem der Alltagsrassismus gegenüber dunkelhäutigen Menschen ist zwar sehr sarkastisch eingebaut, aber leider wohl auch sehr realistisch.

Es gibt eine dritte Staffel!

Tolle Schaupieler, ein Plot voller Twists und ein funkelndes Paris: Mir hat die erste Staffel dieser Netflix-Serie so gut gefallen, dass ich sie innerhalb kürzester Zeit geschaut habe.

Die fünfte Folge endet überraschend offen. Wegen der Corona-Pandemie mussten die Dreharbeiten unterbrochen werden. Die zweite Staffel setzt aber genau dort an, wo die erste endete: Auf dem Lupin-Festival in Le Havre, auf dem Assane seinen Sohn sucht.

Die zweite Staffel ist nicht mehr ganz so überraschend wie die erste, sondern hat mehr typische Krimi-Elemente. Gegen Ende ist es auch nicht mehr ganz nachvollziehbar, wie Assane noch durch Paris laufen kann, ohne verhaftet zu werden. Aber all das spielt für mich eine untergeordnete Rolle.

Lupin hat mich bis zum Ende auf beste Weise unterhalten. Ich habe mitgefiebert, gelitten und gebangt – und freue mich sehr darüber, dass es nun auch noch eine dritte Staffel geben wird.

(Visited 1.867 time, 1 visit today)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Hallo, ich bin Miriam

Stets bin ich auf der Reise: durch Karlsruhe, die Kultur und die Welt. Dabei begegnen mir immer wieder interessante Menschen, Bücher, Filme und anderer Krimskrams. Damit all diese Erfahrungen und Eindrücke nicht einsam in meinem Kopf schwirren, gibt es diesen Blog. Aus Grau wird Kunterbunt.

Newsletter abonnieren
Etwas verloren?
Vergangenes
Facebook
Instagram
Instagram@miriam_steinbach