2. Dezember 2021

Schmöker: “Altes Land” von Dörte Hansen

"Altes Land" von Dörte Hansen

“Altes Land”: Mehr als ein Frauenroman!

Annes Welt gerät gehörig ins Wanken, als ihr Mann sie betrügt – mit der hübschen Lektorin mit den blutroten Fußnägeln und den langen schwarzen Haaren. Christoph liebt Carola. Die Gewissheit haut Anne um. Die junge Mutter will nur noch weg. Raus aus Hamburg-Ottensen. Sie packt ihre Habseligkeiten zusammen, setzt ihren kleinen Sohn Leon in einen Sprinter und fährt zu ihrer kranteligen Tante Vera, die auf einem heruntergekommenen Hof auf dem “Alten Land” lebt – seit 60 Jahren. Nach dem Zweiten Weltkrieg landete sie als kleines Mädchen in dem ächzenden Haus mit Reetdach – ausgehungert und durchgefroren nach dem langen Marsch aus Ostpreußen.

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30. November 2021

Flimmerkasten: Call my agent

Call my agent: Die vierte Staffel ist ab dem 3. Dezember in der ARD-Mediathek zu finden

Sie betreuen die berühmtesten Schauspieler*innen Frankreichs: In der Serie „Call my agent“ dreht sich alles um eine fiktive Pariser Agentur, deren Mitarbeiter*innen versuchen, für Filmstars lukrative Angebote an Land zu ziehen. Zehn Prozent Provision bekommen die Agent*innen bei erfolgreich abgeschlossenen Verträgen. Deshalb heißt die Serie im Original auch „Dix pour cent“.

Dass von der Vertragsunterzeichnung bis zum letzten Drehtag alles klappt, ist bei den egozentrischen Schauspieler*innen aber oft eine Herausforderung. Eitelkeiten, Sturheit, alte Feindschaften. Die Agent*innen benötigen Nerven aus Drahtseil. Das ist herrlich anzuschauen, unterhaltsam und oft auch spannend.

Nun endlich erscheint die vierte Staffel. Sie ist ab dem 3. Dezember über die ARD-Mediathek abrufbar.

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29. November 2021

Heimat: “Ein Abend bei ‘Unser Onkel'”

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Unser Onkel Store: Auf Köln folgt Karlsruhe

Eine gelbe Papier-Giraffe schaut aus der Wand, gerahmte Illustrationen hängen daneben und wenige Treppenstufen entfernt stehen erlesene Tee- und Gewürzsorten. Ende Oktober ist am Gutenbergplatz “Unser Onkel” eingezogen. Ein Laden voller illustrativer und grafischer Produkte, kleinen und großen Accessoires sowie Leckereien. Hinter “Unser Onkel” stecken Diana Böhm und ihre Tochter Janina, die bereits in Köln einen Laden mit gleichem Konzept haben.

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26. November 2021

Kurioses: “Die Bäckerei-Fachverkäuferin”

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Ich schlafe gerne lange

Frühes Aufstehen gehört definitiv nicht zu meinen Stärken. Wer schon mal neben mir geschlafen hat, weiß das. Meine Schlummerfunktion im Handy tritt bereits zwei Stunden vor der eigentlichen Weckzeit ihren Dienst an. Das wiederholt sich dann mindestens fünf Mal. Das ist wichtig. Ich muss mich langsam darauf vorbereiten, dass es bald vorbei ist – vorbei, mit dem kuscheligen Abhängen unter der warmen Decke.

Alles, was vor 10 Uhr ist, gehört für mich zur tiefsten Nacht. Darüber diskutiere ich nicht. Als ich noch Redakteurin bei einer Zeitung war, begann der Arbeitstag genau um diese Zeit. Damit konnte ich noch einigermaßen umgehen. Mein jetziger Arbeitgeber sieht es dagegen gerne, wenn ich spätestens um 8.45 Uhr an meinem Platz sitze. Das ist eine Herausforderung, jeden Morgen. Weiterlesen »

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26. November 2021

Buchkritik: “Die Stunden” von Michael Cunningham

Wunderbares Buch: „Die Stunden“ von Michael Cunningham

Es war ausgerechnet ein Netflix-Abend, der mich zu „The Hours“ von Michael Cunningham führte. Ich hatte wahllos nach unkomplizierter Unterhaltung gesucht und war dabei auf „The Hours“ gestoßen. 97 Prozent Übereinstimmung mit meinen Interessen, hatte der Streamingdienst errechnet. Okay. Der Algorithmus muss es ja wissen. Ich klickte auf Play – ohne zu ahnen, was mich erwartete.

Schon nach wenigen Minuten wusste ich: Perfekt, das ist genau meins. Drei Geschichten von drei Frauen, die in verschiedenen Jahrzehnten und an verschiedenen Orten leben, aber alle durch eine Gemeinsamkeit verbunden sind – durch “Mrs. Dalloway” von Virginia Woolf.
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26. November 2021

Filmkritik: “Paterson”

“Paterson”




“Paterson”: eine Wohltat, dieser Film!

Der Busfahrer Paterson (Adam Driver) dichtet am liebsten an einem Wasserfall. Dort setzt er sich auf eine Bank, holt ein kleines Notizbuch aus seiner klobigen Tasche, zückt einen Stift und schreibt seine poetischen Gedanken nieder. Er denkt an Laura (Golshifteh Farahani), seine Frau und Muse. Mit ihr führt er ein beschauliches Leben in einer amerikanischen Kleinstadt, die ebenfalls Paterson heißt.

Sieben Tage lang zeigt Regisseur Jim Jarmusch in seinem neuesten Film „Paterson“ das Leben des poetischen Busfahrers. Vom frühen Aufstehen kurz nach sechs bis zum Feierabendbier in der Kneipe. Das ist an Handlungsarmut kaum zu überbieten, eine Dramaturgie ist nur rudimentär vorhanden.

Aber das macht nichts: „Paterson“ ist ein wunderschöner Film, der trotz fehlender Dynamik keineswegs langweilig ist. Im Gegenteil: Es ist eine Wohltat, dieses entschleunigte und so liebevoll gestaltete Werk von Jim Jarmusch zu sehen.

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24. November 2021

Schmöker: “Der Nachtwächter” von Louise Erdrich

"Der Nachtwächter" von Louise Erdrich

„Der Nachtwächter“: Über den Kampf eines Indianer-Stammes um Selbstständigkeit

Bevor gleich irgendjemand aufschreit und mir rassistische Sprache vorwirft: Bis mir „Der Nachtwächter“ von Louise Erdrich in die Hände fiel, hatte ich selbst das Wort Indianer gemieden. Hatte von Ureinwohnern oder Native Americans gesprochen, also die politisch korrekte Bezeichnung gewählt.

Als ich dann vor wenigen Wochen den Roman zu lesen begann, war ich irritiert: In dem Buch, in dem es um die drohende Enteignung von amerikanischen Ureinwohnern in North Dakota geht, wimmelt es nur so vom Ausdruck Indianer.

Ich kam ins Grübeln, klickte mich durchs Netz. Dass der Aufbau-Verlag so unsensibel mit diesem brisanten Thema umgeht, konnte ich mir nicht vorstellen. Vor allem da der Roman mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet wurde. Also begann ich intensiver zu recherchieren. Was ist nun richtig, was falsch? Dann stieß ich auf einer Seite, die rechtliche Zusammenhänge hinsichtlich Diskrimierungen erklärt, auf folgende Erläuterung:

„Es ist vielmehr der Kontext, in dem der Begriff verwendet wird, entscheidend. (…) Der Begriff Indianer wird im allgemeinen Sprachgebrauch nicht bereits als Herabwürdigung einer Person verstanden, sondern wird vielmehr häufig mit positiven Aspekten wie der Naturverbundenheit oder außerordentlicher Tapferkeit verbunden.“

Okay, es war nun Licht im Dunkel.

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19. November 2021

Karlsruhe: “Die Patisserie Ludwig”

Patisserie Ludwig Karlsruhe

Das sind Miriam und Sven.

Patisserie Ludwig in Karlsruhe: Törtchen wie aus Paris!

Grüne Pistaziensplitter haben sich auf weißen Baiserklecksen versammelt, dicht daneben befinden sich kleine Feigenstückchen. Unter ihnen ist eine fein geschichtete Mischung aus Feigenkompott, Mandelcrumble und Käsekuchencreme. „Cheesecake Feige“, der Name dieser Kreation ist festgehalten mit schwarzer Schrift auf weißem Papier an der Vitrine.

Dieses Törtchen ist nur eines von zahlreichen süßen Kunstwerken, die in der Filiale der Patisserie Ludwig Am Stadtgarten 15 in Karlsruhe liegen. Macarons, Tartes, Eclairs: Sie sind alle perfekt beleuchtet. Ebenso wie die Quiches, Croissantes, Baguettes und die vielen anderen Köstlichkeiten, die daneben in Körben liegen. In den Regalen stehen außerdem Schoko-Nikoläuse und Adventskalender bereit.

Patisserie Ludwig Karlsruhe

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17. November 2021

Karlsruhe: “Ein Abend mit Stefanie Sargnagel”

Stefanie SargnagelLesung von Stefanie Sargnagel im P8

Stefanie Sargnagel ist erwachsen geworden. Ein bisschen zumindest. Statt tagelang verkatert zu sein und sich mit Minimal-Budget durchs Leben zu kämpfen, macht die 32-Jährige nun tatsächlich Sport, geht zur Psychotherapie und trägt an diesem Abend auf der Bühne ganz besondere Ohrringe: zwei Exemplare aus der Schmuckkollektion von Natascha Kampusch.

“60 Euro haben sie gekostet”, erzählt sie. Das sei nun drin bei ihrem Erfolg und dem vielen Geld – also gemessen an ihren Verhältnissen. Von einem Leben mit Alkoholproblemen an der Wiener Kunstakademie hin zur erfolgreichen Autorin: “Das ist doch mal eine Geschichte mit Happy End”, resümiert sie zufrieden.

Selbstironisch, sarkastisch, politisch: Es ist ein riesiges Vergnügen, Stefanie Sargnagel dabei zuzuhören, wie sie im ausverkauften P8 in Karlsruhe unter anderem aus ihrem neuen Buch “Statusmeldungen” vorliest, gesellschaftliche Entwicklungen und sich selbst analysiert sowie von ihren Erfahrungen in einem Callcenter berichtet. Das hat Witz, Treffsicherheit und Intelligenz. Weiterlesen »

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15. November 2021

Schmöker: „Mädchen, Frau, etc.“ von Bernadine Evaristo

„Mädchen, Frau, etc.“ von Bernadine Evaristo

Eines der wichtigsten Bücher der Gegenwart: „Mädchen, Frau, etc.“

Es ist der Tag der großen Premiere: Amma ist auf dem Weg zum „National Theatre“ in London, wo am Abend ihr Stück „Die letzte Amazone von Dahomey“ zum ersten Mal aufgeführt wird. Es ist ein Meilenstein im Leben der Regisseurin. In ihren 50ern ist sie nun, Jahrzehnte des Kämpfens liegen hinter ihr.

Homosexuell, dunkelhäutig, allerziehend, weiblich: Amma verkörpert gleich mehrere Eigenschaften, die für eine Karriere in der Upperclass wenig förderlich sind. Ihr Weg zum angesehenen Theater: keineswegs gradlinig.

Vom Traum, selbst Schauspielerin zu werden, verabschiedet sie sich in den 1980er-Jahren, als sie bemerkt, wie wenig Rollen sie als Frau mit nicht-weißer Hautfarbe überhaupt spielen darf.

Resigniert davon, wechselt sie die Seiten, schreibt eigene Stücke, baut mit ihrer Freundin Dominique eine Theatertruppe auf, mit der sie viele Jahre durch England touren, in Bibliotheken und Stadtteilzentren auftreten. Später macht Amma sich alleine selbstständig.

Nun ist also die große Premiere am „National Theatre“, sieben Kaffee hat sie bereits getrunken, die Aufregung ist groß. Wird alles gut gehen?

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Hallo, ich bin Miriam

Stets bin ich auf der Reise: durch Karlsruhe, die Kultur und die Welt. Dabei begegnen mir immer wieder interessante Menschen, Bücher, Filme und anderer Krimskrams. Damit all diese Erfahrungen und Eindrücke nicht einsam in meinem Kopf schwirren, gibt es diesen Blog. Aus Grau wird Kunterbunt.

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