24. Oktober 2023

Buchkritik: “Nagomi” von Ken Mogi

"Nagomi" von Ken Mogi

“Nagomi” von Ken Mogi: Unterhaltsame und kluge Tipps für ein entspannteres Leben

Es ist etwas Besonderes, ein Buch zu lesen, in dem völlig überraschend der Urururopa des eigenen Sohnes auftaucht. Eiichi Shibusawa lebte von 1840 bis 1931 und gilt als der Vater des japanischen Kapitalismus, wie Ken Mogi in seinem Buch „Nagomi. Der japanische Weg zu Harmonie und Lebensfreude“ schreibt. 

Über den Vorfahren verrät er:

„Innerhalb weniger Jahrzehnte gründete er zahlreiche Unternehmen, die sich zu ökonomischen Gigangten entwickelten: die Mizuho Bank, Tokio Marine, das Imperial Hotel (…) um dieses Verdienst zu würdigen, wird sein Gesicht ab 2024 die 10.000-Yen-Scheine zieren.“

Quelle: “Nagomi” von Ken Mogi

Nun, warum erscheint Eiichi Shibusawa ausgerechnet in diesem Buch über Harmonie und Lebensfreude? Der Unternehmer legte großen Wert auf ein Gleichgewicht zwischen Wohlergehen und Gewinn – sowohl für Investoren als auch für Mitarbeiter, Kunden und die Gesellschaft als Ganzes.

Diese Ausgewogenheit ist ein Grundprinzip von nagomi, der ganzheitlichen japanischen Lebensphilosophie. Was genau sich dahinter verbirgt und wie sie sich konkret im Alltag umsetzen lässt, erklärt der Hirnforscher Ken Mogi auf sehr lesenswerte und anschauliche Weise in seinem Buch.

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15. Oktober 2023

Reisen: “Traumhaftes Tel Aviv”

Tel Aviv

Ein Städtetrip nach Tel Aviv: Was ist sehenswert?

Der Abschied von Israel fällt mir schwer. Eine große Wehmut überkommt mich, als wir am Abend vor unserem Rückflug mit dem Taxi durch die Straßen von Tel Aviv fahren. Kurz vor 20 Uhr ist wegen des Soldatengedenktages Yom HaZikaron alles geschlossen – auch die Supermärkte, Bars und Restaurants. Die Rollläden sind heruntergelassen, alles wirkt gespenstisch, einsam, leer.

Es ist ein unglaublicher Kontrast zu der sonst so geselligen Atmosphäre, den fröhlichen Menschen in und vor den Restaurants, dem bunten Treiben auf den Straßen und den Partys am Strand. Stille. Nur die Sirenen ertönen später. „So kann ich mich nicht von dieser wunderbaren Stadt verabschieden, ich muss ganz schnell wiederkommen“, dieser Gedanke schießt mir durch den Kopf, bleibt, bis heute. Weiterlesen »

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11. Oktober 2023

Reisen: “Ein Tag in Jaffa”

Israel: Kontraste im lebendigen Jaffa

Es ist wie eine Reise in eine andere Welt: Als wir an unserem dritten Tag in Tel Aviv zu einem Spaziergang nach Jaffa aufbrechen, fallen uns auf der Strandpromenade schnell die Unterschiede auf. Je weiter wir vom Norden in den Süden Tel Avivs kommen, desto mehr Frauen tragen Kopftücher und liegen in langen Gewändern im feinen Sand – während nebenan spärlich bekleidete Männer ihre Tricks auf dem Skateboard üben. Ein multikultureller Strand sozusagen.

Jaffa I Tel Aviv

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17. September 2023

Buch- und Serienkritik: “Normale Menschen” von Sally Rooney

Sally Rooney: Normale Menschen

Kritik: „Normale Menschen“ – sowohl das Buch als auch die Serie sind toll!

Der Beziehungsstatus lautet: Es ist kompliziert. Connell ist schön, der Star der Fußballmannschaft und klug. Er wächst bei seiner alleinerziehenden Mutter auf, die die hübsche Villa von der Familie seiner Klassenkameradin Marianne putzt, um über die Runden zu kommen. Auch wenn das Geld knapp ist, leben Connell und seine Mutter harmonisch miteinander.

Marianne dagegen kennt keine materiellen Sorgen. Dafür herrscht in ihrer Familie eine emotionale Eiszeit. Ihr Vater ist verstorben, ihre Mutter interessiert sich nicht für sie, ihr Bruder ist gewalttätig. Marianne tut sich schwer mit ihren Klassenkamerad*innen und ist eine Außenseiterin in der Schule.

Als Connell seine Mutter öfter von der Arbeit in der Villa abholt, lernt er Marianne besser kennen. Es knistert und funkt. Sie schlafen immer wieder miteinander. Doch Connell kann sich nicht durchringen, öffentlich zu Marianne zu stehen. Es kommt zum Bruch.

Nach ihrem Abschluss ziehen sie beide für ihr Studium aus der Kleinstadt im Westen Irlands nach Dublin und begegnen sich zufällig auf einer Party wieder. Nun hat sich das Blatt gewendet. Marianne ist beliebt, genießt ihr Studierendenleben. Connell dagegen ist unsicher. Viele junge Menschen aus reichen Familien sind um ihn herum. Er findet nur schwer Anschluss. Zu Marianne fühlt er sich sofort wieder hingezogen. Finden sie dieses Mal zusammen?

Das erzählt Sally Rooney in ihrem Buch “Normale Menschen” (Normal People). Die Serie dazu ist derzeit über die ZDF Mediathek abrufbar. Dazu weiter unten im Text mehr.

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7. September 2023

Buchkritik: “Avalon” von Nell Zink

"Avalon" von Nell Zink

“Avalon” von Nell Zink: toller Humor und sperrige Abschnitte

Die Startbedingungen ins Leben könnten für Bran kaum schlechter sein. Ihre Mutter zieht in ein tibetisch-buddhistisches Kloster, als Bran in die vierte Klasse geht. Ihr Vater verschwand schon lange vorher nach Australien. Da ihre Großeltern in einem Wohnwagenpark für Rentner leben, in dem niemand unter 25 Jahren länger als eine Woche bleiben darf, landet die Zehnjährige bei ihrem Stiefvater und dessen Clan: den Hendersons.

Die Männer betreiben in Torrance, Kalifornien, eine zwielichtige Baumschule. Das Geschäft brummt – dank der Arbeit von Frauen, Kindern und Geflüchteten. 

Die Hendersons behielten mich gern. Ein zehnjähriges Stiefkind bedeutete ungefähr acht Jahre unbezahlte Arbeit und 20.000 Dollar Kindergeld, falls das Finanzamt mitspielte. Aus ihrer Sicht bot ihnen meine Mutter als finanziellen Ausgleich für ihre Freiheit mich an.

Quelle: “Avalon”

Wie Bran dort aufwächst, wie es ihr als junge Erwachsene ergeht und wie sie ihren Weg im Leben findet, das schreibt Nell Zink in ihrem Roman „Avalon“ in einer unglaublich geschliffenen Sprache, wunderbar ironisch, bissig und klug, an manchen Stellen aber auch sperrig und sehr kulturtheoretisch. 

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30. August 2023

Buchkritik: “Hard Land” von Benedict Wells

"Hard Land" von Benedict Wells

“Hard Land” von Benedict Wells: was für ein tolles Buch!

Es gibt wenige schreibende Menschen, die mich mit ihren Geschichten so emotional berühren wie Benedict Wells. Nicht auf eine kitschige, triviale Weise, sondern weil er es schafft, Dinge so einfühlsam zu beschreiben, dass sie mir nahe gehen. Außerdem gelingt es ihm immer wieder, unglaublich kluge und präzise Sätze zu schreiben.

Es sollte echt ein Wort für dieses Gefühl geben“, sagte sie. „So was wie Euphancholie. Einerseits zerreißt’s dich vor Glück, gleichzeitig bist du schwermütig, weil du weißt, dass du was verlierst oder dieser Augenblick mal vorbei sein wird … Dass alles mal vorbei sein wird.

Quelle: “Hard Land”
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21. August 2023

Buchkritik: “Herkunft” von Saša Stanišić

"Herkunft" von Saša Stanišić

“Herkunft” von Saša Stanišić: biografische Lücken mit Fantasie gefüllt

Es regnet, als Saša Stanišić am 24. August 1992 mit seiner Mutter in Heidelberg ankommt. Nur drei braune Koffer haben sie bei sich. Es liegen anstrengende Tage hinter ihnen, in Bosnien ist der Krieg ausgebrochen. Bosnisch-serbische Truppen haben ihr Heimatdorf Višegrad besetzt. Die Stanišićs müssen fliehen.

Für den 14-jährigen Saša beginnt in Deutschland ein komplett neues Leben – zunächst in einem Wohnhaus im Gewerbegebiet zwischen Wiesloch und Walldorf, mit sechs weiteren Flüchtlingsfamilien, die sich zwei Herdplatten teilen müssen.

Später können die beiden Geflüchteten in einen Bungalow im Heidelberger Stadtteil Emmertsgrund ziehen. Sašas Vater und die Großeltern sind inzwischen auch in Deutschland. Ihr gemeinsames Leben ist jedoch zeitlich begrenzt: Während Saša Stanišić wegen seines Studiums in Deutschland bleiben darf, werden seine Eltern 1998 abgeschoben und emigrieren nach Florida.

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9. August 2023

Serienkritik: “Everyone but us”

Serienkritik: "Everyone but us"

Tolle Serie aus Schweden: “Everyone but us”

Ein inspirierendes Interieur, tolle Mode und schöne Menschen: Es war definitiv der Schweden-Faktor, der mich neugierig machte, als ich die Serie „Everyone but us“ in der ARD-Mediathek entdeckte. Spätestens seit „Liebe und Anarchie“ und „Die Patchworkfamilie“ habe ich ein Faible für Produktionen aus Skandinavien. 

Das Thema von „Everyone but us“ interessierte mich zunächst gar nicht so sehr: Ein Paar, das verzweifelt versucht, schwanger zu werden. So oft habe ich das bereits in meinem engeren und weiteren Freundeskreis erlebt, dass ich mich damit nicht auch noch beim Entspannen vor dem Bildschirm beschäftigen wollte, eigentlich. 

Aber der Schweden-Faktor war stärker – vor allem als ich realisierte, dass die Hauptdarstellerin, Hilma, von Alba August gespielt wird. Sie verkörperte bereits die junge Astrid Lindgren im Film „Astrid“, den ich im Kino sah und der mir unglaublich ans Herz ging. Also begann ich, die erste von zehn Folgen von  „Everyone but us“ gespannt anzuschauen.

Hier geht es auch zum Trailer.

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17. Juli 2023

Reisen: Ligurien – Cinque Terre, Portofino & Co.

Ligurien
Portofino

Urlaub in Ligurien: eine Reise mit Komplikationen

Was für ein Timing. Die Reise nach Ligurien beginnt mit einem positiven Schwangerschaftstest. Völlig perplex sitze ich an diesem Freitag im April um 7 Uhr morgens in meinem Badezimmer. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich nicht mehr damit gerechnet, dass auf dem kleinen Display des Tests zwei Streifen erscheinen würden. Seit zwei Wochen war ich überfällig, aber zwei Tests waren negativ. Nun hatte ich also keine Hoffnung mehr, dass ein solches Ergebnis erscheinen könnte. 

Jetzt die Überraschung: Ich bin schwanger. Verrückt. 

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10. Juli 2023

Buchkritik: “Amerika” von Joachim Meyerhoff

"Amerika" von Joachim Meyerhoff

Teil 1 der tollen Reihe „Alle Toten fliegen hoch“: “Amerika”

Es ist ungewöhnlich, dass ich bei einer Romanreihe den zweiten Teil vor dem ersten lese. Bei Joachim Meyerhoffs sechsteiligem Zyklus „Alle Toten fliegen hoch“ habe ich das ganz bewusst getan – auf Empfehlung von Leuten, die schon mehrere Bücher des Schauspielers gelesen haben. 

Der Hintergrund für diese Entscheidung war: Nur so stimmt die Chronologie in der Entwicklung des Protagonisten: von Joachim Meyerhoff selbst. In seinen autobiografisch angehauchten Geschichten erzählt der Schauspieler und Autor nicht im ersten, sondern im zweiten Teil „Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war“ von seiner Kindheit in den 1980er-Jahren in Schleswig-Holstein. Ein Roman, der mal lustig, mal gefühlvoll und an manchen Stellen auch traurig ist. Mehr dazu habe ich schon in der Rezension geschrieben. 

Der erste Teil des Zyklus beschäftigt sich dagegen mit seiner Jugend und allem, was dazu gehört: erste Liebe, Partys und die typischen Unsicherheiten. Nun war ich gespannt, ob der erste Roman von Joachim Meyerhoff auch so unterhaltsam ist wie der zweite.

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Hallo, ich bin Miriam

Stets bin ich auf der Reise: durch Karlsruhe, die Kultur und die Welt. Dabei begegnen mir immer wieder interessante Menschen, Bücher, Filme und anderer Krimskrams. Damit all diese Erfahrungen und Eindrücke nicht einsam in meinem Kopf schwirren, gibt es diesen Blog. Aus Grau wird Kunterbunt.

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