16. Januar 2021

“Der große Trip” von Cheryl Strayed




“Der große Trip”: Buch- und Filmkritik

Sie kämpft mit Hitze, Schnee und mit vielen Wunden am ganzen Körper: Die 26-jährige Cheryl Strayed läuft von der mexikanischen zur kanadischen Grenze – 1600 Kilometer durch die Wildnis, alleine, nur mit “Monster”, ihrem riesigen Rucksack. An manchen Stellen heult Cheryl, an anderen lacht sie, dann singt sie Radiohits. Und hält all’ ihre Erfahrungen in dem Buch “Der große Trip” fest.

Es sind 444 kurzweilige Seiten, die unterhalten, zum Nachdenken anregen und am Ende ein tolles Gefühl hinterlassen. Verfilmt wurde es im vergangenen Jahr mit Reese Witherspoon in der Hauptrolle, Nick Hornby schrieb das Drehbuch.

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13. Januar 2021

Filmkritik: “La Mélodie – Der Klang von Paris”

 

“La Mélodie – Der Klang von Paris”: Sozialprojekt mit Geigen

Der Ton untereinander ist rau, die Stimmung explosiv. Als der Musiker Simon Daoud in eine Pariser Brennpunktschule kommt, um einer Klasse Geigenunterricht zu geben, stößt er schnell an seine Grenzen. Statt zuzuhören, kommentieren die Schüler alles desinteressiert, beschimpfen sich gegenseitig – und auch Simon Daoud bekommt die Häme zu spüren, so dass er sich schon nach wenigen Unterrichtsstunden verliert. Das Ziel, ein Konzert in der Pariser Philharmonie zu geben, scheint unerreichbar.

„La Mélodie – Der Klang von Paris“ erzählt auf sehr realistische und einfühlsame Weise von einem Projekt an einer Schule in einem Vorort der französischen Hauptstadt. Die Geschichte des Regisseurs Rachid Hami ist fiktiv, wirkt aber wohl deshalb so authentisch, weil es ein solches Projekt in Paris tatsächlich gibt. Und: Die 12- bis 13-jährigen Schüler sind keine Schauspielenden, sondern wurden eigens für den Film in Pariser Schulen ausgewählt.

Vor allem Alfred Renely, der den begabten und sensiblen Arnold spielt, sticht hervor. Allein ihm zuzusehen, wie er mit Geduld, Konzentration und Ausdauer über den Dächern von Paris das Geigenspiel erlernt, ist es wert, sich diesen Film anzusehen.

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8. Januar 2021

Buchkritik: “The Girls” von Emma Cline

"The Girls" von Emma Cline

“The Girls”: Mehr als ein Psychothriller

Suzanne trägt ein schmutziges und sehr kurzes Kittelkleid, als Evi sie zum ersten Mal im Park sieht. Die Faszination ist sofort da. Als sich ihre Blicke treffen, die dunkelhaarige Suzanne lächelt, fängt Evis Herz an zu hüpfen, die Luft fängt an sich zu bewegen. Es ist der Beginn einer Affäre, die Evis eintöniges Leben in einen Strudel aus Sex, Drogen und Gewalt reißt.

„The Girls“ spielt im Kalifornien des Jahres 1969. Im Mittelpunkt steht die 14-jährige Evi, die durch die wilde Suzanne in eine Hippie-Kommune gerät, deren Anführer Russell an Charles Manson erinnert. Er setzt minderjährige Mädchen unter Drogen und stiftet sie zu Morden an.

Diese Beschreibung allein hätte mich nicht dazu gebracht, „The Girls“ von Emma Cline zu lesen. Doch der Debütroman der Amerikanerin ist alles andere als ein stupider Psychothriller. Vielmehr ist es ein Psychogramm, das zeigt, was einen scheinbar gewöhnlichen Teenager dazu bringt, freiwillig die Nähe einer solchen Sekte zu suchen – und dort zu bleiben. Zudem ist „The Girls“ sprachlich beeindruckend.

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7. Januar 2021

Karlsruhe: “Ein Abend mit Patrick und Adrian im Rudolf Fünf”

Patrick Häussermann und Adrian Stadler
Das sind Patrick (links) und Adrian

“Rudolf Fünf”: mehr Raum für Kreativität in Karlsruhe!

Es riecht nach Terpentin, als ich im Innenhof der Rudolfstraße 5 in Karlsruhe stehe. Es ist stockdunkel, drei Gebäudeteile in U-Form umgeben mich, aus einem Zimmer im Erdgeschoss des linken Trakts schimmert Licht, auch der beißende Geruch des Lösungsmittels kommt von dort. Neugierig trete ich näher, öffne vorsichtig die nur angelehnte Tür – und treffe auf einen Herrn, der dort gerade in seinem Atelier werkelt. „Ich bin John, kann ich dir helfen?“, fragt er mich. Ich nicke.

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6. Januar 2021

Fernweh: “Lissabon – Alfama & Bairro Alto”

Lissabon Alfama

Wunderhübsches Alfama.

Urlaub in Lissabon: Sehenswürdigkeiten in Alfama

Es reicht. Gegen 15 Uhr sitze ich einfach auf einer Bank in der Alfama, schaue die Gasse hinauf und will keinen Schritt mehr gehen. “Wir hätten es wie die Senioren machen sollen – mit der Tram hoch und dann zu Fuß runter und nicht umgekehrt”, sage ich zu Fabi. Sie ist dank ihres täglichen Sportprogramms noch sehr fit, lächelt aber mitfühlend. Es ist sehr warm an diesem Tag, die Sonne scheint und taucht den mittelalterlichen Teil Lissabons in magische Farben. Ein perfekter Tag, um die Stadt zu erkunden. Also hole ich kurz tief Luft und reiße mich noch einmal zusammen. Weiter geht’s.

Alfama ist ein Labyrinth aus kleinen Gassen, Treppen, Plätzen und imposanten Gebäuden. Viele Touristen treffen wir hier, aber es ist auch ein Arbeiterviertel. Überall wird gehämmert und gewerkelt. Es ist auch sehr dicht bebaut. Trotzdem macht es unglaublich viel Spaß, sich einfach durch die Straßen treiben zu lassen und alles zu bestaunen. Die Mauren haben ihre Spuren in Alfama hinterlassen. Weiterlesen »

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3. Januar 2021

Filmkritik: “Wir sind jung. Wir sind stark.”




“Wir sind jung. Wir sind stark.”: Schwere Ausschreitung in Rostock-Lichtenhagen

Aus Schwarz-Weiß wird Farbe: Bis zur 82. Minute flimmern die Bilder von “Wir sind jung. Wir sind stark.” in nur zwei Farbtönen über die Leinwand, dann werden sie plötzlich farbig. Auslöser ist ein Fernsehinterview. Ein Reporter fragt eine Gruppe rechter Jugendlicher nach ihren Träumen. Schweigen. Dann die Antworten, langsam, stockend. “Eine Wohnung und eine Frau”, sagt einer. Ein anderer: “Dass sich hier was ändert. Das kann nicht das Endziel sein.”

Was er meint: die Situation rund um das Sonnenblumenhaus in Rostock-Lichtenhagen. Dort befindet sich die Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber. Sie ist überfüllt, viele Sinti und Roma kampieren vor dem Haus. Auch ein Wohnheim für Vietnamesen befindet sich dort. Zwischen dem 22. und 26. August 1992 kommt es rund um das Sonnenblumenhaus zu den schwersten Ausschreitungen gegen Ausländer in der deutschen Nachkriegsgeschichte.

“Wir sind jung. Wir sind stark.” mit Devid Striesow und Jonas Nay in den Hauptrollen beleuchtet den 24. August 1992 – vom frühen Morgen bis zu den schweren Ausschreitungen am Abend. Das ist erschütternd, erschreckend und brutal. Aber sehr sehenswert. Der Film erhielt auch das Prädikat “besonders wertvoll”.
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31. Dezember 2020

Schmöker: “Underground Railroad” von Colson Whitehead

Underground Railroad von Colson Whitehead

Ein Blick in das finstere Amerika: „Underground Railroad“

Erbarmungslos, grausam und an vielen Stellen kaum zum Aushalten: „Underground Railroad“ hat mich emotional fertiggemacht. Manche Absätze musste ich überspringen, weil die Beschreibungen über das Leben von Sklaven auf einer Baumwollplantage in Georgia so furchtbar waren, dass es mir den Magen zusammenzog, mich erschaudern ließ.

Die Erzählungen von Autor Colson Whitehead trafen mich deshalb so sehr, weil sie zwar fiktiv sind, gleichwohl die wahren Begebenheiten in den USA im 19. Jahrhundert widerspiegeln. Genau aus diesem Grund ist das Buch auch so wichtig: Es führt zurück zu den Rassismus-Wurzeln in den Südstaaten und ermöglicht dadurch ein besseres Verständnis der heutigen Konflikte.

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31. Dezember 2020

Heimat: “Ein Nachmittag in Mo’s Plattenladen”

Mo's Plattenladen Karlsruhe

Karlsruhe: Punk, Metal, Indie, Hardcore in Mo’s Plattenladen

Neue und alte, bekannte und Geheimtipps: Moritz Schroeder hat sie alle. In seinem Laden in der Rudolfstraße 17 stehen Platten von Nirvana und Iron Maiden, von den Ärzten und James First. Punk, Metal, Indie, Hardcore. “Ich versuche, ein breites Spektrum zu bieten”, erzählt er mir, als ich ihn besuche. Seit Ende November lädt “Mo’s Plattenladen” mitten in der Oststadt zum Stöbern und Kaufen ein – das Interesse ist groß. “Es ist schön, dass uns die Karlsruher so gut annehmen”, sagt Moritz.

Mo's Plattenladen Karlsruhe

Das ist Moritz Schroeder. 

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29. Dezember 2020

Flimmerkasten: “Only Lovers Left Alive”




“Only Lovers Left Alive”: Der neue Film von Jim Jarmusch

Zu Jim Jarmusch-Filmen habe ich ein ambivalentes Verhältnis. Während mich „Broken Flowers“, „Coffee and Cigarettes“ oder auch „Night On Earth“ sehr gut unterhielten, war „Dead Man“ eine nicht zu bewältigende Herausforderung. Gleich zwei Mal versuchte ich ihn auf DVD anzuschauen, jedes Mal schlief ich ein.

Nun lief am Donnerstag das neueste Werk von Jim Jarmusch an: „Only Lovers Left Alive“, ein Film über ein Vampir-Ehepaar. Sehr skeptisch war ich, ob mich eine Geschichte mit Blut saugenden Geschöpfen wirklich mitnimmt. Doch jede Sorge war unbegründet – der Film ist äußerst sehenswert, wenn auch der Spannungsbogen gering und es an manchen Stellen ein wenig langatmig ist. Macht am Ende aber nichts. In „Only Lovers Left Alive“ stimmt jedes Detail – sowohl visuell als auch akustisch. Weiterlesen »

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28. Dezember 2020

Filmkritik: “Die Entdeckung der Unendlichkeit”

 

Ein sehr sehenswerter Film: “Die Entdeckung der Unendlichkeit”

Auf einer Party lernen sie sich kennen: Stephen, ein schlacksiger Physiknerd, und Jane, eine hübsche Sprachwissenschaftlerin. Anfang 20 sind sie da. Es ist Liebe auf den ersten Blick. Sie kommen sich näher, alles scheint gut zu werden. Bis Stephen kurze Zeit später an der Autoimmunkrankheit ALS erkrankt. Seine Lebenserwartung: zwei Jahre. Jane bleibt bei ihm. Der Film „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ erzählt die Liebesgeschichte zwischen den beiden Briten und zeigt so einen Ausschnitt aus dem Leben des weltberühmten Physikers. Ein sehr gelungener Film, der trotz einiger Kitschmomente sehenswert ist und nachhaltig berührt. Weiterlesen »

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Hallo, ich bin Miriam

Stets bin ich auf der Reise: durch Karlsruhe, die Kultur und die Welt. Dabei begegnen mir immer wieder interessante Menschen, Bücher, Filme und anderer Krimskrams. Damit all diese Erfahrungen und Eindrücke nicht einsam in meinem Kopf schwirren, gibt es diesen Blog. Aus Grau wird Kunterbunt.

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