7. März 2021

Buchkritik: “Bienensterben” von Lisa O’Donnell

"Bienensterben" von Lisa O'Donnell

Pechschwarzer Humor: “Bienensterben” von Lisa O’Donnell

Es ist eine schöne Bescherung: Ausgerechnet an Heiligabend müssen die 15-jährige Marnie und ihre kleine Schwester Nelly ihre Eltern im Garten begraben. Der Vater liegt tot im Bett, die Mutter erhängte sich in der Garage. Hilfe holen? Das ist keine Option für die beiden Mädchen. Sie haben keine Angehörigen und möchten nicht ins Heim. Also beschließen sie, die beiden Leichen zu verbuddeln. Gar nicht so einfach bei dem frostigen Boden. Es bleibt nicht das einzige Problem.

Lisa O’Donnell erzählt die unendlich traurige Geschichte von Marnie und Nelly so bitterböse und lakonisch, dass die Gefühle Achterbahn fahren. Lachen oder weinen? Es ist eine turbulente Fahrt, die durch das gesamte Buch kaum an Geschwindigkeit verliert. Nicht nur einmal blieb mir bei „Bienensterben“ das Lachen im Hals stecken. Die Frage nach einer Lösung treibt an. Weiterlesen »

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6. März 2021

Karlsruhe: “Ein Abend mit Mark Moody”




Ungewöhnliches Aussehen, virtuose Melodien: Mark Moody

Bunte Shorts, Sneakers und ein ganz schön langer Bart – Mark Moody entspricht keineswegs dem Bild eines typischen Pianisten. Sein Spiel ist gleichwohl leidenschaftlich, virtuos und eindringlich. Schon nach wenigen Sekunden fesselt sein Cover von „Message in a Bottle“ – nur die Melodien zählen. Mark Moody ist am kommenden Mittwoch, 9. März, im Jubez zu sehen. Er ist Support von Federico Albanese. Weiterlesen »

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28. Februar 2021

Flimmerkasten: “Wir Kinder vom Bahnhof Zoo”

Amazon-Prime-Serie „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“: ein teures Desaster!

Das Buch „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ fiel mir nur wenige Monate nach dem Heroin-Tod meiner 19-jährigen Nachbarin in die Hände. In den 1990er-Jahren war das.

Die Ereignisse um meine Nachbarin waren dramatisch und tieftraurig. Sie spielten sich dabei keineswegs in einer Grossstadt ab, sondern in meinem beschaulichen Heimatdorf im Süden Deutschlands.

Ihr Zimmerfenster war von unserem Balkon aus und dem Hof sichtbar. Ich sah sie oft aus dem Fenster gelehnt rauchen, laute Musik wummerte dazu. Dass sie Probleme hatte, davon hörte ich die Erwachsenen ständig reden. Zunächst war alles abstrakt, wurde aber konkreter, als meine Cousine und ich Spritzen beim Spielen fanden, wir danach Orte meiden mussten.

Irgendwann war sie nicht mehr da. Wir schnappten Gesprächsfetzen auf, in denen von Entziehungskuren die Rede war, Hilfe bei der Jobsuche, Hoffnung. Vergeblich. Meine Nachbarin starb an einer Überdosis.

Als ich kurze Zeit später „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ las, war ich noch relativ jung, gerade auf dem Gymnasium. Es prägte mich zutiefst. „Nie möchte ich Drogen nehmen“ – ein Vorsatz, der tatsächlich nie ins Wanken kam, egal wie sehr mein Umfeld durchdrehte. Nun wurde das Buch als Serie verfilmt. „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ ist auf Amazon Prime zu sehen. Selten habe ich mich so sehr über eine Serie aufgeregt.

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26. Februar 2021

Karlsruhe: “Ein Mittag bei ,SOUP DU JOUR'”

SOUP DU JOUR I Karlsruhe

Das sind Melina, Katharina und Sarah vom Verein “SOUP DU JOUR”.

SOUP DU JOUR: Austausch mit Suppe

Langsam schiebt der ältere Herr seinen Rollator über das Kopfsteinpflaster des Werderplatzes, es ruckelt leicht, er kommt nur langsam voran, aber zielstrebig: Er will zum Pavillon des Vereins “SOUP DU JOUR”. Dort gibt es an diesem Samstag Suppe – auf Spendenbasis, nach dem Prinzip: Jeder zahlt so viel, wie er kann und will.

„Kann ich noch einen Nachschlag haben?“, fragt der ältere Herr nun Sarah von Keudell, die an diesem Vormittag hinter der Theke die Bestellungen aufnimmt. „Klar, gerne“, antwortet sie, nimmt seinen Pappteller und wendet sich dem großen Warmhaltebehälter zu, in dem 80 Liter Wirsing-Kartoffel-Möhrensuppe dampfen.

SOUP DU JOUR
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22. Februar 2021

Schmöker: “Tschick” von Wolfgang Herrndorf

"Tschick" von Wolfgang Herrndorf

“Tschick” von Wolfgang Herrndorf: auf in die Walachei!

Zwei 14-jährige Jungs, ein geklautes Auto und eine spannende Reise: Andrej Tschichatschow, alias Tschick, sitzt nach den Osterferien plötzlich in der Klasse von Maik Klingenberg. Die Jungs kommen aus unterschiedlichen Welten. Tschick ist mit seiner Familie aus Russland übergesiedelt und haust in einem der heruntergekommenen Hochhäuser in Hellersdorf.

Maik residiert mit seinen Eltern in einer Villa – Liebe und Aufmerksamkeit sind jedoch Mangelware. Da Tschick sich in den Sommerferien langweilt und Maik ohnehin allein zu Hause ist (Mutter auf Entzug, Vater mit seiner Geliebten auf Geschäftsreise), machen sich die beiden Jungs mit einem geklauten, klapprigen Lada auf den Weg. Ihr Ziel: die Walachei. Der Beginn eines abenteuerlichen Roadtrips. Weiterlesen »

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19. Februar 2021

Schmöker: “Die Wand” von Marlen Haushofer

Die Wand I Marlen Haushofer

“Die Wand” von Marken Haushofer:  Abseits der Zivilisation

Über Nacht ist sie plötzlich da: die Wand. Sie ist glatt, kalt, undurchsichtig und trennt eine Frau, die allein in einer Jagdhütte in den Bergen schläft, vom Rest der Welt. Warum ist die Wand da, was ist mit den anderen passiert? Es bleibt ein Rätsel. Nur mit einem Hund, einer Kuh, einem Stier und Katzen bestreitet die Frau von nun an ihr Leben. Fernab der Zivilisation, mitten in der Natur.
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18. Februar 2021

Schmöker: “Unorthodox” von Deborah Feldman

"Unorthodox" von Deborah Feldman

“Unorthodox: die Geschichte von Deborah Feldman – Buchkritik

Keine englischen Bücher, kein Fernseher, keine Jeans: Deborah Feldman wächst im New Yorker Stadtteil Williamsburg in einer chassidischen Satmarer-Gemeinde auf – einer der strengsten ultraorthodoxen jüdischen Gruppen überhaupt. Ihr Leben ist von religiösen Regeln durchzogen, Freiheiten gibt es keine. Das heißt: Frauen müssen sich strikt unterordnen, Bildung spielt keine Rolle, Ehen werden arrangiert. In „Unorthodox“ erzählt Deborah Feldman nun ihre persönliche Geschichte, von der Kindheit bis zu ihrer Flucht als Erwachsene aus der Gemeinde.

Ihre Autobiografie ist aber keineswegs eine wütende Abrechnung, sondern eine mitreißende Geschichte, die sehr präzise das Leben der chassidischen Menschen beschreibt. Deborah Feldman wertet nicht, vielmehr lässt sie die Fakten nüchtern für sich sprechen. Das genügt, um sich ein Bild zu machen, wie eng die Welt der Satmarer ist – und wie unfassbar mutig die Autorin war, ihre Koffer zu packen und auszubrechen.

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13. Februar 2021

Buchkritik: “Drei auf Reisen” von David Nicholls

Drei auf Reisen von David Nicholls

Drei auf Reisen von David Nicholls: Dieses Buch ist toll!

Ich bin David Nicholls-Fan. Meine Begeisterung für den Briten begann mit „Zwei an einem Tag“. Ich saß damals stundenlang auf meinem Bett und las hektisch Seite um Seite. Ich konnte gar nicht genug von dieser wunderbaren Geschichte um Emma und Dexter bekommen. Danach lief ich schnurstracks in die Buchhandlung und kaufte mir alle bereits erschienen Bücher von David Nicholls – las, las und las.

Groß war meine Vorfreude deshalb nun auch auf sein neuestes Werk „Drei auf Reisen“. Meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Im Gegenteil. Ich bin erneut komplett begeistert. „Drei auf Reisen“ ist intelligent, witzig, melancholisch und einfach unfassbar kurzweilig. Weiterlesen »

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11. Februar 2021

Karlsruhe: “Pendeln”

Karlsruhe Pendeln

Abenteuer Alltag

Bei mir bleibt gerade viel Zeit auf der Strecke. Ich pendle. Mein neuer Job macht es erforderlich. 140 Kilometer fahre ich nun täglich mit dem ICE, von montags bis freitags. Schon nach sechs Wochen weiß ich: Langweilig wird das nicht. Der Zug ist voll mit kuriosen Gestalten und Geschichten. Mein Alltag ist zu einem kleinen Abenteuer geworden.

Danke, Deutsche Bahn!

Bereits mein erster Arbeitstag am 2. Januar begann äußerst holprig. Ja, es knirschte und kratzte gewaltig. Wer schon mal einen neuen Job angetreten ist, weiß: Am ersten Tag möchte man unbedingt pünktlich sein, einen guten Eindruck machen. Fit sein, nicht etwa noch zerstört von Silvester mit Restalkohol und Fahne im Büro aufkreuzen, mit roten Äderchen in den Augen und abstehenden Haaren, weil man zu spät dran war und alles drunter und drüber ging.

Nein.

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10. Februar 2021

Flimmerkasten: “The Interview”




Der Film “The Interview”: ein kolossaler Irrtum

Vor gut einem Jahr habe ich zum ersten Mal von „The Interview“ gehört. Im Internet las ich, dass der nordkoreanische Diktator Kim Jong Un über den Film gar nicht amüsiert war. Es folgten Attentatsdrohungen und irgendwie waren auch Hacker im Spiel. Alles, was in diesen Meldungen über den Inhalt des Films stand, muss ich entweder überlesen oder komplett verdrängt haben. Denn bis zu jenem Freitagabend war ich davon ausgegangen, dass es sich bei „The Interview“ um einen seriösen Film mit Anspruch handelt. Ein kolossaler Irrtum.
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Hallo, ich bin Miriam

Stets bin ich auf der Reise: durch Karlsruhe, die Kultur und die Welt. Dabei begegnen mir immer wieder interessante Menschen, Bücher, Filme und anderer Krimskrams. Damit all diese Erfahrungen und Eindrücke nicht einsam in meinem Kopf schwirren, gibt es diesen Blog. Aus Grau wird Kunterbunt.

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