7. Februar 2021

Buchkritik: “Schilf” von Juli Zeh

"Schilf" von Juli Zeh

“Schilf” von Juli Zeh: Lebt Kennedy noch in einem Paralleluniversum?

„Alles was möglich sei, könne auch gesehen.“ Bis ich den Krimiroman „Schilf“ von Juli Zeh in den Händen hielt, hatte ich mir noch nie Gedanken über die Vielewelten-Theorie gemacht. Ich hatte ehrlicherweise nicht einmal davon gehört. Als ich dann aber durch die beiden “Schilf”-Protagonisten Oskar und Sebastian, zwei Physiker, damit konfrontiert wurde, kam Neugier auf. Was verbirgt sich hinter der Annahme, dass es eine unendliche Anzahl an Universen gibt, in denen unter anderem unsere Doppelgänger leben – und beispielsweise Kennedy nicht erschossen wurde?

Verrückte Fantasie oder reale Theorie aus der Physik? Ich war verwirrt – und begann im Netz zu stöbern. Dabei stieß ich auf einen Artikel aus der „Welt“, der das ganze theoretische Gerüst zu Juli Zehs Werk erklärt.  Weiterlesen »

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6. Februar 2021

Karlsruhe: “Ein Morgen mit Craig Judkins im Electric Eel”

Electric Eel Karlsruhe
Das ist Craig. (Foto: Sebastian Heck)

Ein fester Anker am Werderplatz Karlsruhe: das Electric Eel

Sonntagmorgen. Die Kaffeemaschine läuft gerade auf Hochtouren, als ich im Electric Eel ankomme. Es klackt und brummt leise. Auf dem Plattenspieler dreht eine Vinylscheibe ihre Runden, entspannte Musik summt aus den Lautsprechern. Besitzer Craig Judkins steht gutgelaunt hinter der Theke, eine schwarze Wollmütze bändigt seine graumelierten Haare. „Alles gut bei dir?“, fragt er mich auf Englisch. Ich nicke und setze mich.

Vor etwa 2,5 Jahren eröffnete der gebürtige Amerikaner die Bar am Werderplatz. Wo einst bemalte Fliesen und Vintagemöbel dem Vorgänger Bento eine gemütliche, aber auch raue Atmosphäre gaben, zogen stilvolle Möbel ein – in warmen Braun- und Goldtönen.

Die handgeschriebene Getränkeliste an der Wand verschwand, eine mehrseitige Karte mit außergewöhnlichen Drinks liegt nun auf dem Tisch. Darauf zu finden: hausgemachte Limonaden mit Rosmarin oder Blaubeeren, Espresso Tonic, Craft Beer und Cocktails mit Namen wie Roses are free. Die Veränderung war enorm, die Skepsis vor allem bei Bento-Stammgästen zunächst groß. Sie hat sich aber inzwischen gelegt. Das Electric Eel ist fest am Werderplatz etabliert.

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3. Februar 2021

Flimmerkasten: “Frances Ha”




Was für ein toller Film: Frances Ha!

Im Leben läuft nicht immer alles nach Plan. Das bekommt Frances (Greta Gerwig) deutlich zu spüren. Ihre beste Freundin Sophie zieht aus der gemeinsamen Wohnung aus, lässt sie im Stich. Damit nicht genug: Ihre Karriere als Tänzerin hakt, das Geld ist knapp. Ein passender Mann: nicht in Sicht. Aber die 27-Jährige lässt sich nicht unterkriegen, läuft durch die Straßen, stürzt, steht wieder auf, läuft weiter. Weiterlesen »

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27. Januar 2021

Filmkritik: “Capernaum – Stadt der Hoffnung”

Herzreißend und voller Wucht: Capernaum – Stadt der Hoffnung

Es ist der schräge Kakerlakenmann aus dem Vergnügungspark, der in „Capernaum – Stadt der Hoffnung“ für einen kurzen Moment für Humor sorgt. Der ältere Herr im rosa Ganzkörperanzug setzt sich im Bus zu dem zwölfjährigen Zain, der verzweifelt und planlos aus Beirut weg will. Mutterseelenallein.

Nur einen blauen Müllsack hat er bei sich, in den er seine Habseligkeiten gestopft hat. Etwas zum Anziehen, ein paar Geldscheine, mehr nicht. Seine Eltern haben ihn aus dem Haus geprügelt, als er seine jüngere Schwester beschützen wollte. Der Kakerlakenmann interessiert sich für Zain, fragt ihn, wohin er gehe, erklärt ihm scherzhaft, dass er der Cousin von Spider-Man sei. Zain spürt die Wärme und folgt dem Mann in den Vergnügungspark voller bunter Lichter und Fahrgeschäfte.

Diese Leichtigkeit ist eine kostbare Rarität in dem libanesischen Film, der für den Oscar 2019 als bester nicht-englischsprachiger Film nominiert ist. Ansonsten ist das Werk der Regisseurin Nadine Labaki tieftraurig. Denn auch im quirligen Vergnügungspark trifft Zain schnell auf Menschen, die vom Schicksal schwer gebeutelt wurden. „Das Leben ist die Hölle“, sagt er gegen Ende des Films. Und da kann man ihm nach allem, was vorher passiert ist, nur zustimmen.

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26. Januar 2021

Film: Valentin Hennig und “The Straw that Broke”

Valentin Hennig

 

“The Straw that Broke”: ein Film von Valentin Hennig

Es ist bitterkalt, als mich Valentin Hennig am Stuttgarter Hauptbahnhof abholt. Es ist unser drittes Treffen. Diesmal geht es um seine neueste Produktion: “The Straw that Broke” heißt der Science-Fiction-Film, den der 29-Jährige gerade mit einem 16-köpfigen Team in Stuttgart dreht. 80 Minuten lang soll er werden. Grundlage ist ein Roman des amerikanischen Autors Tom Whalen.

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26. Januar 2021

Heimat: “Ein Nachmittag mit Ida Grosse”

Ida Grosse

Ida Grosse mixt Schönes mit Magie

Sie sitzt mit roten Haaren auf dem Boden und legt Tarot-Karten. Heilsteine fliegen um sie herum. Sympathisch sieht sie aus, keineswegs gruselig, auch der Hintergrund ist rosa. „Es ist eine moderne Version einer Hexe“, erklärt mir Illustratorin Ida Grosse, die diese Figur erschaffen hat. Der Anlass für ihre Kreation: Die Karlsruherin arbeitet gerade an einem umfangreichen Lexikon über die mystischen Wesen.

Ob die russische Baba Jaga, die japanische Yamauba oder die rumänische Bratara Buzea: „Für mich haben sie alle etwas Magisches“, erklärt die 29-Jährige und zeigt mir ein weißes Blatt, auf dem sie die verschiedenen Hexen-Varianten mit schwarzem Stift gezeichnet hat. Die Skizze der modernen Version hat sie bereits abfotografiert, auf ihren Laptop übertragen und mit Photoshop bearbeitet. Das Ergebnis ist auf ihrer Homepage zu sehen.

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20. Januar 2021

Heimat: “Ein Abend im Iuno”

Iuno Karlsruhe

Das Iuno: eine Oase am Karlsruher Werderplatz

Es sind helle Lichtpunkte, die von der Discokugel auf die Wand fallen, ein ausgefallenes Muster erzeugen, so als würden die hellen Flecken tanzen – zum melancholischen Sound von Joy Divison, der an diesem Abend aus den Lautsprechern im Iuno klingt.

Die Bar direkt am Werderplatz gehört zu meinen Lieblingen in Karlsruhe. Sie ist für mich eine kleine Oase in der Fächerstadt, in der sich immer mehr Systemgastronomie verbreitet, persönliche und außergewöhnliche Orte zum Verweilen so rar sind. Weiterlesen »

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19. Januar 2021

Filmkritik: “Roma”

Ein wunderbarer Film: “Roma”

Wie eine Meereswelle, die am Ende ihrer Reise auf den Strand trifft, schwappt das Putzwasser über den Plattenboden in der Hofeinfahrt. Mit Schwung und Dynamik plätschert es hin und her, der Schaum schlägt kleine und große Blasen. In der Spiegelung des klaren Wassers taucht plötzlich ein Flugzeug auf, das am Horizont seine Bahnen zieht.

Schon die ersten Minuten von „Roma“ sind voller Ästhetik. In Schwarzweißbildern erzählt der mexikanische Regisseur Alfonso Cuarón, der bereits für „Gravity“ einen Oscar erhielt, die Geschichte des Kindermädchens, bei dem er aufwuchs – in Roma, einem Stadtteil von Mexiko-Stadt in den 1970er Jahren. „Für Libo“ heißt es im Abspann, im Film heißt die mutige und liebevolle Frau Cleo.

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17. Januar 2021

Filmkritik: “St. Vincent”

 

Grumpy old Man: Bill Murray in “St. Vincent”

Zigaretten, Rum und Pferdewetten: Vincent McKenna (Bill Murray) führt alles andere als ein solides Leben. Das Geld ist knapp, in seinem Haus herrscht Chaos. Stets ist er mürrisch, ein grumpy old man. Für kurzzeitiges Vergnügen sorgt lediglich Daka, eine „Dame der Nacht” (Noami Watts), die regelmäßig bei ihm vorbeischaut. Als ihn seine neue Nachbarin Maggie bittet, nachmittags auf ihren Sohn aufzupassen, willigt er zunächst nur widerwillig ein. Doch der kleine, sensible Junge (Jaeden Lieberher) wächst ihm ganz schön schnell ans Herz.

Eine rührende Geschichte, komische Dialoge und wundervolle Schauspieler – mit St. Vincent beginnt das Kinojahr gleich mit einem unfassbar tollen Film. Die 103 Minuten sind vom Beginn bis zum Ende ohne Ausnahme gelungen. Weiterlesen »

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17. Januar 2021

Heimat: “Ausstellung von Hanna Heidt bei ,Die Anstoß'”

Hanna Heidt I Die Anstoß

„Ok, tschüss“: Hanna Heidt zeigt ihre Kunst bei „Die Anstoß“

Was macht sie da? Der Kopf der Frau steckt bereits in der Waschmaschine. Auch ihr rechtes Bein ist in dem Gerät verschwunden. Nur: Ihr Körpervolumen lässt Zweifel aufkommen, ob sie es tatsächlich schafft, sich vollständig reinzuquetschen.

Doch unabhängig davon, ob ihr Versuch gelingt oder scheitert: Was hat die Frau überhaupt dazu veranlasst, in die Waschmaschine zu klettern? Was wartet dort auf sie? Ist es eine Flucht aus dem Alltag?

Das ist Hanna.
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Hallo, ich bin Miriam

Stets bin ich auf der Reise: durch Karlsruhe, die Kultur und die Welt. Dabei begegnen mir immer wieder interessante Menschen, Bücher, Filme und anderer Krimskrams. Damit all diese Erfahrungen und Eindrücke nicht einsam in meinem Kopf schwirren, gibt es diesen Blog. Aus Grau wird Kunterbunt.

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