25. Februar 2022

Schmöker: “Dunkelblum” von Eva Menasse

"Dunkelblum" von Eva Menasse

„Dunkelblum“ von Eva Menasse: ein anstrengender Bestseller

Eine Umfrage der „Zeit“ hat mich vor wenigen Wochen zu „Dunkelblum“ von Eva Menasse gebracht. Leser*innen der Wochenzeitung hatten den Roman der österreichischen Autorin auf Platz 1 der besten Bücher 2021 gewählt. Ich wurde neugierig. Bislang war „Dunkelblum“ nicht auf meiner Lese-Liste gestanden. Nun wollte ich aber unbedingt selbst wissen, was an diesem Buch so besonders ist.

Weiterlesen »
1 Kommentar
15. Februar 2022

Flimmerkasten: “Little Women”

“Little Women”: Greta Gerwigs Film über vier Schwestern

„Machen Sie es kurz und pikant. Und wenn die Hauptfigur eine Frau ist, sollte sie am Ende verheiratet sein.“ Als Nachwuchsschriftstellerin Jo March (Saoirse Ronan) dem Verleger in seinem Büro gegenübersitzt, ihm ihre Geschichte anbietet, macht er ihr klar, was die Menschen im 19. Jahrhundert lesen wollen: Eine romantische Liebesgeschichte, die ihre Erfüllung in der Ehe findet. Ende gut, alles gut. Oder?!

Nicht ganz. Für die widerspenstige Jo ist das völlig unverständlich. Sie selbst strebt nach einem freien Leben – ohne Abhängigkeit von einem Mann.

Jo steht im Mittelpunkt von „Little Women“, dem neuesten Film von Greta Gerwig. Von ihr bin ich seit „Frances Ha großer Fan. Sie ist für mich eine Lichtgestalt in der künstlichen Hollywood-Blase – eine starke Frau mit kritischen Gedanken und interessanten Projekten.

Weiterlesen »
keine Kommentare
13. Februar 2022

Schmöker: “Ikigai” von Ken Mogi

"Ikigai" von Ken Mogi

Ken Mogi: „Ikigai. Die japanische Lebenskunst“ – ein inspirierendes Buch!

Als mein japanischer Mitbewohner und ich vor einiger Zeit mit unzähligen Kisten, Tüten und Möbeln in unsere gemeinsame Wohnung einzogen, waren elf Grünpflanzen dabei. Fünf von mir, sechs von ihm. Eine Grünlilie, ein Elefantenbaum, ein Bogenhanf und eine Orchidee unter anderem. Nichts Spektakuläres, ganz gewöhnliche Zimmerpflanzen.

Am Ende des Umzug-Wahnsinns schleppte mein Mitbewohner vorsichtig in einem Pappkarton kleine, mit Wasser gefüllte Becher in die Küche. Mit Zahnstochern durchbohrte Avocadokerne lagen oben auf den Plastikränden und berührten mit ihrer unteren Hälfte das Wasser. „Was ist das für ein Projekt?“, fragte ich ihn erstaunt. „Das werden Avocadobäume“, erklärte er mir optimistisch. Ich musste lachen, Avocadobäume züchten. Was für eine nette Idee!

Weiterlesen »
keine Kommentare
5. Februar 2022

Karlsruhe: “Ein neues Zuhause für den Panorama e.V. & das P8”

Panoramaverein I P8 I Karlsruhe

Karlsruhe: Der Panorama-Verein und das P8 sind nun in der Schauenburgstraße 5

Dass ich gleich am Ziel angekommen bin, erkenne ich an dem großen Schild, das auf der Straße schon von Weitem zu erkennen ist. „Kein Mensch ist illegal“ steht in prägnanten weißen Buchstaben auf schwarzem Hintergrund. Grüne und rote Sprühfarbe umrahmt die Schrift.

Langsam bremse ich ab und fahre mit meinem Fahrrad auf das Gelände der Schauenburgstraße 5, wo der soziokulturelle Panoramaverein ein neues Zuhause gefunden hat. Mitten im Bulacher Industriegebiet – umgeben vom Diakonie-Secondhandladen, McDonalds und einer Esso-Tankstelle.

Weiterlesen »
keine Kommentare
29. Januar 2022

Buchkritik: “Die verschwindende Hälfte” von Brit Bennett

"Die verschwindende Hälfte" I Brit Bennett

„Die verschwindende Hälfte“: ein großer Roman über Rassismus und Liebe

Es ist der 14. August 1954, als die Schwarzen Zwillinge Stella und Desiree Vignes nach dem Stadtgründer-Fest spurlos aus Mallard verschwinden. 16 Jahre sind sie damals alt. Keiner im kleinen Südstaaten-Städtchen ahnt, wohin sie gegangen sind. Es herrscht große Aufregung. Vor allem für ihre Mutter, eine mittellose Witwe, ist es ein schwerer Schlag.

Das Besondere an Mallard: Es ist keine gewöhnliche Kleinstadt in Louisiana. Die Bewohner*innen werden von Generation zu Generation immer weißer.

„(…) wie eine Tasse Kaffee, die man immer weiter mit Sahne verdünnt. Immer perfektere Negroes. Eine Generation hellhäutiger als die andere.“

Vor allem Stella macht sich diese Eigenschaft zunutze. Sie gibt sich mit ihrem hellbraunen Teint als Weiße aus, heiratet einen reichen Mann und beginnt ein komplett neues Leben – mit all den Privilegien, die für sie als Schwarze Frau völlig unerreichbar gewesen wären. Ein Seitenwechsel, den Autorin Brit Bennett unglaublich spannend, gefühlvoll und mitreißend in „Die verschwindende Hälfte“ beschreibt.

Weiterlesen »
keine Kommentare
27. Januar 2022

Flimmerkasten: “Suits”

Serie „Suits“ auf Netflix: “You just got litt up“

An einem Sonntagabend nehme ich Abschied von Harvey, Mike, Donna und Louis. Ein knappes halbes Jahr hat mich die Fernsehserie „Suits“ begleitet – 134 Folgen verteilt auf neun Staffeln. 

Es war ein Wechselbad der Gefühle. Von Staffel zu Staffel rutschte ich mehr in die Welt der New-Yorker-Anwälte, ließ mir juristische Fachbegriffe an den Kopf werfen, bangte bei den spannenden Gerichtsprozessen mit und sah Megan Markle endlich mal als Schauspielerin. Bislang war sie mir nur aus den Skandalen rund um das britische Königshaus bekannt gewesen.

Meine Freude an der Serie war so groß, dass mir mein freundlicher Mitbewohner zu Weihnachten sogar Serien-Merchandise schenkte, eine Louis-Litt-Tasse – natürlich mit seinem bekannten Satz: „You just got litt up“.

Weiterlesen »
keine Kommentare
24. Januar 2022

Karlsruhe: “Ein Nachmittag mit Betty Rieckmann”

Betty Rieckmann
Das ist Betty. Alle Fotos sind auch von ihr.

Betty Rieckmann: Mit ihrer Licht-Kunst bereichert sie die Welt

Es sind alte Autoscheinwerfer vom Schrottplatz, die Betty Rieckmann zum Licht führen. Während ihres Studiums der Malerei und Grafik an der Kunstakademie Karlsruhe experimentierte sie für eine Arbeit mit unterschiedlichen Materialien. Bunte Farben, Lacke, Schrott. All das kombinierte sie auf der Leinwand. Auch eine Autobatterie und Autoscheinwerfer befestigte sie darauf. „Als ich sie zündete, machte es plötzlich Bääm“, erzählt mir Betty rückblickend und lacht.

Es war solch ein starker, blendender Effekt, dass sie wusste: „Das ist es, ich möchte mit Licht arbeiten“. Auch ihre Professoren erkannten dieses Potenzial und unterstützten sie. „Es war meine Rettung in dem freien Studiengang, endlich wusste ich, welchen Weg ich gehen möchte“, sagt die 34-Jährige.

Weiterlesen »
keine Kommentare
18. Januar 2022

Schmöker: “I love Dick” von Chris Kraus

i love dick - chris kraus

“I love Dick”: einfach nur anstrengend

Bereits nach fünf Seiten kam ich ins Zweifeln. Das soll das „wichtigste Buch über Frauen und Männer im 20. Jahrhundert sein“ (The Guardian)? Und „mitreißend schön“ (Der Spiegel)? Ich war irritiert. Denn von der ersten Seite an fehlte mir bei „I love Dick“ jegliches Gefühl. Vielmehr liest sich der Roman von Chris Kraus konstruiert und schwerfällig.

Die Liebe in „I love Dick“ verkommt zur Performance. Jede Handlung der verkopften Protagonistin ist durchdacht. Die Sätze sind absolut nüchtern geschrieben, an keiner einzigen Stelle war ich berührt. Freude beim Lesen? Fehlanzeige. Auf Seite 161 von 292 resignierte ich und gab den literarischen Kampf auf.

Weiterlesen »
keine Kommentare
15. Januar 2022

Schmöker: “Die Interessanten” von Meg Wolitzer

"Die Interessanten" von Meg Wolitzer

„Die Interessanten“: ein kluges und wärmendes Buch für die Seele!

Es ist ein Monat, bevor Robert Nixon von seinem Präsidentenamt zurücktritt, als die Außenseiterin Julie Jacobsen von den „Interessanten“ adoptiert wird – und sich in die humorvolle Jules verwandelt. Die fünf anderen Jugendlichen, mit denen sie an einem lauen Abend beim Sommercamp in einem engen Tipi sitzt, kommen alle aus New York. Jules findet:

„ (…) sie waren wie die Mitglieder eines Königshauses oder französische Filmstars.“

Weiterlesen »
keine Kommentare
31. Dezember 2021

Schmöker: “Crossroads” von Jonathan Franzen

"Crossroads" von Jonathan Franzen

„Crossroads“ von Jonathan Franzen: Familie Hildebrandt steht am Scheideweg

Chicago, 23. Dezember 1971: Anstatt sich auf das Weihnachtsfest mit seiner Frau und den vier Kindern zu freuen, drehen sich die Gedanken von Pfarrer Russ Hildebrandt nur darum, wie er mit der attraktiven Witwe Frances eine Romanze beginnen kann.

Gemeinsam sitzen sie in seinem Kleinwagen und kämpfen sich über die schneebedeckten Straßen Chicagos, um Weihnachtsgeschenke zu einer armen Gemeinde zu bringen. Der 45-Jährige gibt alles, um Frances von sich zu überzeugen. Es wird peinlich.

Russ scheint in sich völlig verloren. In der Ehe mit seiner Frau Marion knirscht es auf vielen Ebenen und auch das Verhältnis mit seinen Kindern ist schwierig. Nun biedert er sich Frances regelrecht an. Die Todsünde „Wollust“ hat den Pfarrer ergriffen.

Aber nicht nur Vater Russ kämpft an diesem Tag vor Heiligabend mit seinem Leben. Auch Mutter Marion und die drei ältesten Kinder Clemens, Becky und Perry haben Probleme.

Autor Jonathan Franzen erzählt in „Crossroads“ nun abwechselnd aus den verschiedenen Perspektiven die Ereignisse am 23. Dezember und darüber hinaus. Das ist unfassbar spannend, tiefgründig und zog mich beim Lesen komplett in die USA der 1970er-Jahre.

Weiterlesen »
2 Kommentare

Hallo, ich bin Miriam

Stets bin ich auf der Reise: durch Karlsruhe, die Kultur und die Welt. Dabei begegnen mir immer wieder interessante Menschen, Bücher, Filme und anderer Krimskrams. Damit all diese Erfahrungen und Eindrücke nicht einsam in meinem Kopf schwirren, gibt es diesen Blog. Aus Grau wird Kunterbunt.

Newsletter abonnieren
Etwas verloren?
Vergangenes
Facebook
Instagram
Instagram@miriam_steinbach