18. März 2021

Filmkritik: “Willkommen auf Deutsch”

 

Sehr interessante Doku: “Willkommen auf Deutsch”

Nicht einmal einen Bäcker gibt es in dem 450-Seelenkaff Appel (Niedersachsen). Doch nun sollen 53 Flüchtlinge im ehemaligen Alten- und Pflegeheim untergebracht werden. Eine mittlere Katastrophe – zumindest für die Bürgerinitiative Appel, die ernsthaft um den Dorffrieden besorgt ist. Etwas muss geschehen. Der Anführer der Bürgerinitiative, Horst Prahm, gibt alles. Der Dokumentarfilm „Willkommen auf Deutsch“ zeigt, wie die deutsche Mittelschicht mit dem Flüchtlingsproblem umgeht. Am Montag war der Film in der „Kurbel“ zu sehen, ein interessantes Publikumsgespräch folgte.

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17. März 2021

Illustres Island – der Norden, Snæfellsnes & Reykjavik

Tungulending Guesthouse

Tungulending Guesthouse: mit Blick aufs Meer

Das Schöne ist oft nicht einfach zu finden. Versteckt im Niemandsland, abseits der Zivilisation und abgeschottet von der Ringstraße, liegt das „Tungulending Guesthouse“. Es ist die schönste Unterkunft während unserer gesamten Island-Reise. Um zu ihr zu kommen, müssen wir aber erneut eine Abenteuerfahrt auf einer Schotterpiste hinter uns bringen – zig Kilometer lang holpern wir in unserem kleinen Flitzer über die schwarzen Kieselsteine, die durch den Druck der Reifen aufwirbeln und wie wild gegen den Lack schlagen.

30 Kilometer pro Stunde ist das Limit. Ausgerenkte Körperteile finden durch das Schütteln und Rütteln wieder ihren Platz. Physiotherapie mal anders. In meinem Kopf tanzt nur ein Gedanke: ein Hoch auf unsere Gravel-Protection.

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16. März 2021

Konzertkritik: “Ein Abend mit Boy”

Band "Boy" Tollhaus Karlsruhe

Konzert von Boy in Karlsruhe: über die Heimat

Die Routine hat den Alltag erobert. Jeden Tag sieht man die gleichen Orte und Gesichter, nichts ist mehr neu, nichts ist mehr spannend. „Kennt ihr dieses Gefühl“, fragt Boy-Sängerin Valeska Steiner das Publikum in Karlsruhe. „Jaaaaa“, schallt es ihr entgegen. Auch ihr ging es in Hamburg so, erzählt sie. Statt aber zu fliehen und woanders neue Abenteuer zu suchen, stellte sie sich vor, dass sie ganz neu in der Stadt ist und begegnete mit diesem neuen Blick ihrem Alltag. „Der Perspektivwechsel hat funktioniert – ich fühlte mich wieder gut“, sagt die gebürtige Schweizerin und stimmt „New York“ an – ein Lied über Heimat.

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13. März 2021

Heimat: “Ein Besuch bei ,Inschrift Heimat'”

Inschrift Heimat I Badisches Staatstheater Karlsruhe
“Inschrift Heimat”: ein Projekt des Volkstheaters Karlsruhe

Es piepst, summt und klingelt auf die verschiedensten Arten. Hoch, tief, mehrmals hintereinander. Dann ist die Stimme eines jungen Manns zu hören. Er beginnt zu erzählen, von whatsapp und Instagram, den Apps, mit denen er sein Leben organisiert. Für die er viel Zeit aufwendet, die zu seinem Leben dazu gehören, die Verknüpfungspunkt zu seinen Freunden sind. „Nur Facebook ist bei uns inzwischen out“, sagt er. „Da sind auch meine Eltern angemeldet.“

Die Stimme des jungen Herrn tönt aus einer kleinen schwarzen Box, die in einer Unterführung auf dem Schlachthofgelände hängt. Insgesamt neun solcher Lautsprecher mit MP3-Player sind dort verteilt. Aus jeder einzelnen Box strömen an diesem Abend Geschichten und Klänge, die sich auf ganz unterschiedliche Art mit dem Thema „Heimat“ beschäftigen.

Diese Sound-Präsentation ist Teil der dritten Episode des Projekts „Inschrift Heimat“, das vom Volkstheater, der jüngsten Sparte des Badischen Staatstheaters, ins Leben gerufen und derzeit realisiert wird. Die beiden Sound-Künstler Felicitas Wetzel und Friedrich Greiling sorgten für die Umsetzung.

Felicitas Wetzel und Friedrich Greiling

Das sind Felicitas und Friedrich.

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10. März 2021

Karlsruhe: “Ein Nachmittag in der Manhattan Bar”

Manhattan Bar Karlsruhe

Ein neuer Projektraum für Karlsruhe: die Manhattan Bar

Fast alles flog raus, der Name und die alte Motiv-Tapete hinter der Theke sind geblieben: Die Skyline von Manhattan ziert noch immer die Wand, zahlreiche Lichter brennen in den Wolkenkratzern, erhellen das Grau des Himmels. Ansonsten weht frischer Wind in der ehemaligen Bar in der Amalienstraße 53. Statt müder, gelangweilter Stammgäste sind dort nun vor allem Studierende der Hochschule für Gestaltung (HfG) anzutreffen. Gemeinsam organisieren sie Veranstaltungen – Konzerte, Lesungen und freie Formate.

Manhattan Bar Karlsruhe
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7. März 2021

Buchkritik: “Bienensterben” von Lisa O’Donnell

"Bienensterben" von Lisa O'Donnell

Pechschwarzer Humor: “Bienensterben” von Lisa O’Donnell

Es ist eine schöne Bescherung: Ausgerechnet an Heiligabend müssen die 15-jährige Marnie und ihre kleine Schwester Nelly ihre Eltern im Garten begraben. Der Vater liegt tot im Bett, die Mutter erhängte sich in der Garage. Hilfe holen? Das ist keine Option für die beiden Mädchen. Sie haben keine Angehörigen und möchten nicht ins Heim. Also beschließen sie, die beiden Leichen zu verbuddeln. Gar nicht so einfach bei dem frostigen Boden. Es bleibt nicht das einzige Problem.

Lisa O’Donnell erzählt die unendlich traurige Geschichte von Marnie und Nelly so bitterböse und lakonisch, dass die Gefühle Achterbahn fahren. Lachen oder weinen? Es ist eine turbulente Fahrt, die durch das gesamte Buch kaum an Geschwindigkeit verliert. Nicht nur einmal blieb mir bei „Bienensterben“ das Lachen im Hals stecken. Die Frage nach einer Lösung treibt an. Weiterlesen »

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6. März 2021

Karlsruhe: “Ein Abend mit Mark Moody”

Ungewöhnliches Aussehen, virtuose Melodien: Mark Moody

Bunte Shorts, Sneakers und ein ganz schön langer Bart – Mark Moody entspricht keineswegs dem Bild eines typischen Pianisten. Sein Spiel ist gleichwohl leidenschaftlich, virtuos und eindringlich. Schon nach wenigen Sekunden fesselt sein Cover von „Message in a Bottle“ – nur die Melodien zählen. Mark Moody ist am kommenden Mittwoch, 9. März, im Jubez zu sehen. Er ist Support von Federico Albanese. Weiterlesen »

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28. Februar 2021

Flimmerkasten: “Wir Kinder vom Bahnhof Zoo”

Amazon-Prime-Serie „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“: ein teures Desaster!

Das Buch „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ fiel mir nur wenige Monate nach dem Heroin-Tod meiner 19-jährigen Nachbarin in die Hände. In den 1990er-Jahren war das.

Die Ereignisse um meine Nachbarin waren dramatisch und tieftraurig. Sie spielten sich dabei keineswegs in einer Grossstadt ab, sondern in meinem beschaulichen Heimatdorf im Süden Deutschlands.

Ihr Zimmerfenster war von unserem Balkon aus und dem Hof sichtbar. Ich sah sie oft aus dem Fenster gelehnt rauchen, laute Musik wummerte dazu. Dass sie Probleme hatte, davon hörte ich die Erwachsenen ständig reden. Zunächst war alles abstrakt, wurde aber konkreter, als meine Cousine und ich Spritzen beim Spielen fanden, wir danach Orte meiden mussten.

Irgendwann war sie nicht mehr da. Wir schnappten Gesprächsfetzen auf, in denen von Entziehungskuren die Rede war, Hilfe bei der Jobsuche, Hoffnung. Vergeblich. Meine Nachbarin starb an einer Überdosis.

Als ich kurze Zeit später „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ las, war ich noch relativ jung, gerade auf dem Gymnasium. Es prägte mich zutiefst. „Nie möchte ich Drogen nehmen“ – ein Vorsatz, der tatsächlich nie ins Wanken kam, egal wie sehr mein Umfeld durchdrehte. Nun wurde das Buch als Serie verfilmt. „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ ist auf Amazon Prime zu sehen. Selten habe ich mich so sehr über eine Serie aufgeregt.

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26. Februar 2021

Karlsruhe: “Ein Mittag bei ,SOUP DU JOUR'”

SOUP DU JOUR I Karlsruhe

Das sind Melina, Katharina und Sarah vom Verein “SOUP DU JOUR”.

SOUP DU JOUR: Austausch mit Suppe

Langsam schiebt der ältere Herr seinen Rollator über das Kopfsteinpflaster des Werderplatzes, es ruckelt leicht, er kommt nur langsam voran, aber zielstrebig: Er will zum Pavillon des Vereins “SOUP DU JOUR”. Dort gibt es an diesem Samstag Suppe – auf Spendenbasis, nach dem Prinzip: Jeder zahlt so viel, wie er kann und will.

„Kann ich noch einen Nachschlag haben?“, fragt der ältere Herr nun Sarah von Keudell, die an diesem Vormittag hinter der Theke die Bestellungen aufnimmt. „Klar, gerne“, antwortet sie, nimmt seinen Pappteller und wendet sich dem großen Warmhaltebehälter zu, in dem 80 Liter Wirsing-Kartoffel-Möhrensuppe dampfen.

SOUP DU JOUR
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22. Februar 2021

Schmöker: “Tschick” von Wolfgang Herrndorf

"Tschick" von Wolfgang Herrndorf

“Tschick” von Wolfgang Herrndorf: auf in die Walachei!

Zwei 14-jährige Jungs, ein geklautes Auto und eine spannende Reise: Andrej Tschichatschow, alias Tschick, sitzt nach den Osterferien plötzlich in der Klasse von Maik Klingenberg. Die Jungs kommen aus unterschiedlichen Welten. Tschick ist mit seiner Familie aus Russland übergesiedelt und haust in einem der heruntergekommenen Hochhäuser in Hellersdorf.

Maik residiert mit seinen Eltern in einer Villa – Liebe und Aufmerksamkeit sind jedoch Mangelware. Da Tschick sich in den Sommerferien langweilt und Maik ohnehin allein zu Hause ist (Mutter auf Entzug, Vater mit seiner Geliebten auf Geschäftsreise), machen sich die beiden Jungs mit einem geklauten, klapprigen Lada auf den Weg. Ihr Ziel: die Walachei. Der Beginn eines abenteuerlichen Roadtrips. Weiterlesen »

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Hallo, ich bin Miriam

Stets bin ich auf der Reise: durch Karlsruhe, die Kultur und die Welt. Dabei begegnen mir immer wieder interessante Menschen, Bücher, Filme und anderer Krimskrams. Damit all diese Erfahrungen und Eindrücke nicht einsam in meinem Kopf schwirren, gibt es diesen Blog. Aus Grau wird Kunterbunt.

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