17. Juli 2025

Buchkritik: „Blue Sisters“ von Coco Mellors

Blue Sisters von Coco Mellors I Buchkritik

„Blue Sisters“: über starke Schwesternbande und Endometriose

Es ist ein großer Schock: Nicole (Nicky), die drittälteste der Blue-Sisters und die solideste, liegt völlig überraschend tot in ihrer New Yorker Wohnung. Die 27-jährige Lehrerin hatte viele Freundinnen und war ein ausgleichender Pol in der Familie. Sie litt jedoch seit vielen Jahren an Endometriose und hatte starke Schmerzen. Ihr Tod ist für ihre drei Schwestern ein riesiger Schock. Die Trauer überrollt sie und wirft sie aus der Bahn. Jede von ihnen kämpft sich durch die ersten zwölf Monate ohne Nicky und die entstandene Lücke. Alle drei jungen Frauen geraten durch ihren seelischen Schmerz auf unterschiedliche Weise in existentielle Krisen. Können sie sich gegenseitig helfen?

Ich wollte „Blue Sisters“ unbedingt lesen, da mir Coco Mellors erster Roman „Cleopatra und Frankenstein“ so gut gefallen hat. „Blue Sisters“ ist ohne Zweifel ein würdiger Nachfolger, der viele kluge und interessante Aspekte des Lebens beleuchtet. Aber auch, weil ich bislang noch kein Buch gelesen habe, in dem die Beziehung zwischen Schwestern so im Fokus steht. Es ist jedoch kein leichter Roman, da jede Figur mit dem Leben kämpft und helle Momente nur selten sind. Wer eine luftig-leichte Lektüre sucht, ist bei „Blue Sisters” definitiv falsch.

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15. Juli 2025

Serienkritik: „Too Much“ auf Netflix

„Too Much“: Die neue Serie von Lena Dunham ist der Kracher!

Hach, meine Freude war riesig, als ich vor wenigen Monaten las, dass Lena Dunham mit ihrem Ehemann Luis Felber eine neue Serie für Netflix produziert hat. Erst vor einem Jahr habe ich mir ihren großen Erfolg „Girls“ nochmals angeschaut – und tauchte wieder so tief in die Welt von Hannah, Marnie, Jessa und Shoshanna ein. Auch wenn die Serie unter anderem für fehlende Diversität kritisiert wurde: Ich liebe „Girls“ über alles. Es war damals eine der ersten Serien, die nicht fernab meiner eigenen Lebenswelt war und bei der ich so viele Geschichten mitfühlen konnte.

Nun ist seit 10. Juli endlich „Too Much“ auf Netflix verfügbar. Ich habe mir den Erscheinungstag sogar im Kalender markiert. So neugierig und voller Vorfreude war ich. Vor allem, als ich entdeckte, dass die Hauptrollen der wunderbare Will Sharpe und die bezaubernde Megan Stalter haben. Will Sharpe ist mir bereits in der zweiten Staffel von „The White Lotus“ aufgefallen. Über Megan Stalter musste ich schon so oft in „Hacks“ lachen. Was für eine ungewöhnliche und großartige Kombination, dachte ich.

Eins vorweg: „Too Much“ hat all meine Erwartungen erfüllt. Ich bin so begeistert von dieser zeitgemäßen, sensiblen, klugen und witzigen Serie. „Too Much“ ist keineswegs so catchy wie etwa „Nobody wants this“. Sondern sie ist edgy und passt deshalb perfekt nach London, wo die Handlung zum größten Teil spielt. Außerdem ist die Botschaft so wunderbar: Es ist mehr als okay, zu viel zu sein. Es macht einen Menschen nur noch liebenswürdiger. Und Frauen sind keine Konkurrentinnen, sondern können sich gegenseitig verbünden – und dadurch noch stärker werden.  

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8. Juli 2025

Buchkritik: „Frau Komachi empfiehlt ein Buch” von Michiko Aoyama

„Frau Komachi empfiehlt ein Buch”, Michiko Aoyama

„Frau Komachi empfiehlt ein Buch”: ein feiner Roman, der zu neuen Gedanken anregt

Bücher mit massentauglichen Lebensweisheiten hatte ich in den vergangenen Jahren einige in der Hand. Darunter waren inspirierende („Dienstags bei Morrie“) und wenig überraschende („Das Café am Rande der Welt“). Als mich dann vor einigen Jahren Krisen durchs Leben schüttelten, lernte ich vor allem japanische Weisheiten zu schätzen – wie „Ikigai“.

Besonders das Kintsugi-Prinzip ist mir bis heute nachhaltig im Gedächtnis geblieben: eine Reparaturmethode und gleichzeitig eine Philosophie, die besagt, dass man aus Zerbrochenem neue, einzigartige Schönheit erschaffen kann. Scheitern als Chance sozusagen. Jedes Mal, wenn in meinem Leben etwas nicht nach Plan läuft, muss ich an Kintsugi denken. Das gibt mir Zuversicht und Vertrauen.

Auch im Roman „Frau Komachi empfiehlt ein Buch” gibt es fünf wunderbare Geschichten von Menschen, die in einer Sinnkrise stecken und nicht wissen, wie es weitergeht. Auf äußerst erfrischende und überraschende Art gelingt es Autorin Michiko Aoyama, ihren Figuren mithilfe von Sayuri Komachi, einer mächtigen Frauengestalt mit Dutt, die in einer kleinen Bibliothek arbeitet, neue Perspektiven aufzuzeigen. Sie empfiehlt den verlorenen Figuren inspirierende Bücher. Jede Erzählung ist liebevoll gestaltet, sodass es eine große Freude ist, sie zu lesen.

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22. Juni 2025

Buchkritik: „Zwei vernünftige Erwachsene, die sich mal nackt gesehen haben“ von Anika Decker

„Zwei vernünftige Erwachsene, die sich mal nackt gesehen haben“ von Anika Decker

„Zwei vernünftige Erwachsene, die sich mal nackt gesehen haben“: eine perfekte Sommerlektüre

Unter normalen Umständen wäre der neueste Roman von Anika Decker komplett an mir vorbeigerauscht. Anika Decker ist mir zwar seit einigen Jahren ein Begriff, weil sie gegen Til Schweiger klagte und „Die Zeit“ darüber berichtete. Der Grund für den Prozess: Anika Decker hat die Drehbücher für „Keinohrhasen“ und „Zweiohrküken“ geschrieben – und wurde dafür zunächst nicht anständig bezahlt. Den Prozess gewann sie.

Nun wären die beiden Filmkomödien noch keine Empfehlung für mich gewesen, einen Roman von Anika Decker zu lesen. Dass ich es trotzdem tat, verdanke ich mehreren Podcasts, in denen die unterschiedlichsten Leute begeistert von „Zwei vernünftige Erwachsene, die sich mal nackt gesehen haben“ sprachen.

Da ich seit einiger Zeit einen Bibliotheksausweis besitze, dachte ich mir: Perfekt, ich leihe mir das Buch aus, das es derzeit nur als Hardcover gibt, und wenn es mir nicht gefällt, habe ich ja keine 23 Euro ausgegeben.

Nun, ich muss zugeben, ich bin positiv überrascht. „Zwei vernünftige Erwachsene, die sich mal nackt gesehen haben“ ist ein total unterhaltsames Buch, das man einfach so weglesen kann. Es ist zwar keine tiefsinnige Literatur, bedient einige Stereotypen und hat keine überraschende Wendung. Aber es macht großen Spaß, die fast 50-jährige Nina dabei zu begleiten, wie sie sich in den 20 Jahre jüngeren David verliebt – und hin- und hergerissen ist.

„Zwei vernünftige Erwachsene, die sich mal nackt gesehen haben“ ist aber nicht nur eine schöne Liebesgeschichte, sondern dreht sich auch um einen Me-too-Skandal bei der Produktion einer erfolgreichen TV-Serie, der unsauber aufgearbeitet wird. Erinnerungen an Julian Reichelt und den Springer Verlag werden wach.

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10. Juni 2025

Netflix-Serie: “Ginny & Georgia”

Kritik von „Ginny & Georgia“: kaputter als die “Gilmore Girls” – Staffel 3 ist ein wilder Ritt

„Wir sind wie die Gilmore Girls, nur mit größeren Brüsten“, sagt Georgia (Brianne Howey) in der ersten Folge von „Ginny & Georgia“ zu ihrer Tochter Ginny (Antonia Gentry). Für mich ist das nicht der einzige Unterschied: Sie sind rauer, kaputter und dadurch so viel interessanter als Lorelai und Rory.

Obwohl ich mich inzwischen mit den „Gilmore Girls“ angefreundet habe, ist das Leben in der Kleinstadt Stars Hollow ein Wellness-Programm im Vergleich zu dem von Ginny und Georgia in Wellsbury. Mord, Depressionen und dunkle Geheimnisse: Die Charaktere sind facettenreich und unvergleichlich, die Handlung ist spannend. Nachdem die zweite Staffel mit einem Knall endete, hat mich die dritte Staffel nun erneut mitgerissen – auch wenn es wirklich ein wilder Ritt ist, vor allem die Folgen fünf und sechs.

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8. Juni 2025

Buchkritik: „Geordnete Verhältnisse” von Lana Lux

Buchkritik: „Geordnete Verhältnisse" von Lana Lux

Buchkritik: „Geordnete Verhältnisse” von Lana Lux: ein spannender Roman, der einen am Ende umhaut

Als ich „Geordnete Verhältnisse“ von Lana Lux zu lesen beginne, ahne ich nicht, was für ein bewegender Thriller dieser Roman ist. Zunächst gehe ich davon aus, dass es sich um eine toxische Freundschaft zwischen zwei instabilen jungen Menschen handelt. Doch der Roman ist weitaus mehr. Das große Thema an dieser Stelle zu verraten, würde aber das Ende spoilern. Deshalb gehe ich erst im letzten Absatz darauf ein.

Was ich hier aber schon sagen kann: „Geordnete Verhältnisse“ ist ein sehr feinfühliger und zeitgemäßer Roman. Lana Lux hat zwei Figuren geschaffen, denen das Leben nicht die einfachsten Startbedingungen beschert hat – die aber sehr unterschiedlich damit umgehen. Philipp ist voller Wut und Obsession. Faina hat eine bipolare Störung. Dass diese Freundschaft ungesund ist, wird schnell klar. Aber wohin sie führt, hat mich dann doch bedrückt.

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1. Juni 2025

Buchkritik: „Dunkelgrün fast schwarz“ von Mareike Fallwickl

„Dunkelgrün fast schwarz“ von Mareike Fallwickl

„Dunkelgrün fast schwarz“: Spannender Plot trifft auf wunderbare Sprache

Coming-of-Age, Freundschaft, Liebe und Verrat: „Dunkelgrün fast schwarz“ hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Die spannende Dreiecksgeschichte um Moritz, Raffael und Johanna ist jedoch kein klassischer Krimi oder ein Thriller. Vielmehr ist es ein Roman, der durch das interessante zwischenmenschliche Zusammenspiel eine unglaubliche Dynamik entwickelt – und das ganz ohne Blut, Mord oder andere Gräueltaten. Es ist der perfekte Plot mit tiefgründigen Figuren, der mich über die knapp 500 Seiten durchweg begeistert.

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25. Mai 2025

Buchkritik: „Only Margo” von Rufi Thorpe

Buchkritik: "Only Margo" von Rufi Thorpe

„Only Margo”: ein unterhaltsamer Booktok-Hit

Auf „Only Margo“ von Rufi Thorpe bin ich eigentlich nur wegen des bunten, poppigen Covers gestoßen. Eine junge Frau liegt erschöpft mit dem Bauch auf dem Sofa, ihre linke Hand berührt die Tastatur eines Laptops, der auf dem Boden steht. Neugierig zog ich den Roman aus dem Regal meiner Lieblingsbuchhandlung, überflog kurz den Klappentext, las etwas, das ein wenig wild klang, blieb dann aber vor allem an den positiven Rezensionen der Washington Post und des Autors Nick Hornby hängen.

Letzerer schrieb für eine Buchbesprechung in der New York Times: „Ein enorm unterhaltsames und liebenswertes Buch“. Da ich die Werke von Nick Hornby („High Fidelity“, „About a boy“, „A long way down“) sehr mag, habe ich „Only Margo“ spontan eingepackt.

Bereut habe ich es nicht. „Only Margo“ ist zwar kein Buch, das tiefere Spuren hinterlässt, aber es ist wirklich wunderbare Unterhaltung – und es behandelt ein sehr aktuelles Thema: Only Fans. Kein Wunder, dass Apple TV+ daraus eine Serie gemacht hat. Sie heißt: „Margo’s Got Money Troubles“ – mit Elle Fanning, Nicole Kidman und Michelle Pfeiffer. Erscheinen soll sie 2026.

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24. Mai 2025

Kritik der norwegischen Serie „Pörni“ auf Netflix

Serienkritik „Pörni“: Eine alleinerziehende Mutter bricht in Norwegen alle Rekorde

Ein Straßenfeger in Norwegen: Als die erste Staffel von „Pørni“ 2021 auf einem skandinavischen Streaming-Anbieter veröffentlicht wurde, avancierte sie innerhalb kürzester Zeit zur meistgesehenen Serie dort. Außerdem bekam sie zahlreiche Preise. Die Kritiker*innen überschlugen sich mit Lob.

Inzwischen gibt es alle fünf Staffeln der Serie um die Sozialarbeiterin und alleinerziehende Mutter Pernilla, kurz Pørni, auf Netflix. Da ich bekanntlich skandinavische Serien liebe, habe ich sie mir natürlich angeschaut.

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3. Mai 2025

Serienkritik: “Gilmore Girls”

Gilmore Girls: eine Wohltat für die Seele

Ja, es hat tatsächlich 20 Jahre gedauert, bis ich den Hype um die „Gilmore Girls“ verstanden habe. Als die Serie in den 2000er-Jahren herauskam, hat mich die Geschichte um eine alleinerziehende Mutter und ihre Tochter überhaupt nicht interessiert – mein eigenes Leben war so aufregend. Abitur, Studium, Dates. Da brauchte ich keine übertriebenen Dramen auf dem Bildschirm.

Dass ich mir die Serie der Fernsehproduzentin Amy Sherman-Palladino nun trotzdem bis zum Ende angeschaut habe, liegt am katastrophalen Schlafverhalten meines Sohnes. Da er mich seit fast zwei Jahren zwischen drei bis zehn Mal pro Nacht weckt, ist mein Nervenkostüm leicht angeschlagen. Spannende Thriller oder komplizierte Handlungsstränge kann ich vor dem Schlafengehen derzeit nicht ertragen. Das schränkt die Auswahl an Serien allerdings stark ein.

Deshalb schienen mir die „Gilmore Girls“ vor einigen Monaten genau das Richtige für mich zu sein. Skurrile und liebenswerte Charaktere, keine Schreckmomente und einfache Geschichten, die nicht überfordern. So tauchte ich immer tiefer in die Welt der fiktiven Kleinstadt Stars Hollow ein. Plötzlich machte es mir richtig Spaß, Lorelai und Rory bei ihren Irrungen und Wirrungen zu begleiten.

Denn nach ein paar Folgen merkte ich: Die Dialoge sind witzig und voller popkultureller Anspielungen, die Geschichten sind liebevoll gemacht und die Serie ist erstaunlich gut gealtert. Die „Gilmore Girls“ sind also viel mehr als nur irgendeine Mutter-Tochter-Serie. Sie hat ihren Kultstatus zu Recht.

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Hallo, ich bin Miriam

Stets bin ich auf der Reise: durch Karlsruhe, die Kultur und die Welt. Dabei begegnen mir immer wieder interessante Menschen, Bücher, Filme und anderer Krimskrams. Damit all diese Erfahrungen und Eindrücke nicht einsam in meinem Kopf schwirren, gibt es diesen Blog. Aus Grau wird Kunterbunt.

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