30. Oktober 2024

Serienkritik: „Das Gesetz nach Lidia Poët“

Netflix-Serie: „Das Gesetz nach Lidia Poët“ – zweite Staffel ist auf Netflix abrufbar

Ein feministischer Krimi – das klingt zunächst staubtrocken, ist bei der Netflix-Krimiserie „Das Gesetz nach Lidia Poët“ aber sehr unterhaltsam umgesetzt. Anstrengende Dialoge oder Botschaften mit dem erhobenen Zeigefinger? Fehlanzeige. Die sechs kurzweiligen Folgen um die kluge und mutige Juristin Lidia (Matilda De Angelis) zeigen auf eingängige Weise, wie schwer es Frauen im konservativen Italien Ende des 19. Jahrhunderts hatten, beruflich erfolgreich zu sein.

Das Tolle an der Serie ist, dass es Lidia Poët tatsächlich gegeben hat. Sie wurde 1855 geboren und war die erste Anwältin in Italien, die aber hart dafür kämpfen musste, als Frau ihren Beruf überhaupt ausüben zu dürfen. Sie lehnte sich gegen gesellschaftliche Konventionen auf und stand deshalb immer wieder vor großen Herausforderungen. Für die italienische Frauenbewegung ist sie bis heute von großer Bedeutung.

Nun ist endlich die zweite Staffel auf Netflix erschienen.

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20. Oktober 2024

Reisen: “Valencia”

Valencia

Sechs Tage allein in Valencia: ein Trip mit viel Sonne und einem Unwetter

Valencia. Zutiefest verwirrt komme ich in der spanischen Stadt an, klar sortiert verlasse ich sie wieder. Nur wenige Wochen vor dieser Reise bin ich in einen neuen Job gestartet, voller Freude, Energie und Tatendrang. Die Ernüchterung kommt schnell. Innerhalb kürzester Zeit weiß ich: Dort kann ich nicht bleiben, auf gar keinen Fall. Nur: Was dann?

In meinem Kopf schlagen zu dieser Zeit die Gedanken Purzelbäume. Wo möchte ich mich bewerben? Wie stelle ich mir meine Zukunft überhaupt vor? Soll ich nochmals in eine andere Stadt?

Schnell wird mir klar: Ich muss für eine Woche raus, alleine sein, in Ruhe nachdenken und die ersten Bewerbungen schreiben. Aber was für eine Stadt passt gut für dieses Bedürfnisse? Wo gibt es Meer, schöne Cafés, Museen und ein buntes Angebot zur Zerstreuung?

Da fällt mir ein: Eine Freundin war kurze Zeit davor in Valencia, hatte mir Fotos geschickt, von Orangenbäumen, vom Meer, von einem strahlend blauen Himmel. Über Airbnb finde ich bei einem Herrn namens Alex ein schönes WG-Zimmer, ein Schnäppchen für 18 Euro die Nacht, von Frankfurt aus geht wenige Tage später ein Flug. Ich buche, packe meinen Koffer – und ziehe los.

Es war die perfekte Entscheidung, die sechs Tage alleine in Valencia haben mein Leben wieder in die richtige Bahn gelenkt – auch dank der Bekanntschaft eines illustren Herrn. Aber alles der Reihe nach.

Valencia
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15. Oktober 2024

Buchkritik: “Die Interessanten” von Meg Wolitzer

Buchkritik: "Die Interessanten" von Meg Wolitzer

Rezension „Die Interessanten“: ein kluges und wärmendes Buch für die Seele!

Es ist ein Monat, bevor Robert Nixon von seinem Präsidentenamt zurücktritt, als die Außenseiterin Julie Jacobsen von den „Interessanten“ adoptiert wird – und sich in die humorvolle Jules verwandelt. Die fünf anderen Jugendlichen, mit denen sie an einem lauen Abend beim Sommercamp in einem engen Tipi sitzt, kommen alle aus New York. Jules findet:

„ (…) sie waren wie die Mitglieder eines Königshauses oder französische Filmstars.“

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14. Oktober 2024

Buchkritik: „Im Wasser sind wir schwerelos“ von Tomasz Jedrowski

„Im Wasser sind wir schwerelos“ von Tomasz Jedrowski

„Im Wasser sind wir schwerelos“ von Tomasz Jedrowski: eine gefühlvolle Liebesgeschichte mit Tiefgang

Schon nach einem Absatz weiß ich, dass ich „Im Wasser sind wir schwerelos“ von Tomasz Jedrowski lieben werde. Es steht da dieser eine Satz, den ich bestimmt fünfmal hintereinander lese, weil ich ihn so toll finde:

„Sicher weiß ich nur: Mein Körper ist ausgelaugt wie ein fremdes Land nach einem Krieg. Und dennoch kann ich nicht mehr einschlafen.“

Dieser Satz beschreibt so wunderbar treffend, wie ich im ersten Jahr mit Baby fühlte. Obwohl ich so kaputt von allem war, lag ich nachts gestresst oft stundenlang wach.

In dem Roman von Tomasz Jedrowski geht es zwar um etwas komplett anderes als das Mutterwerden, nämlich die erste große Liebe eines queeren Mannes Anfang der 1980er-Jahre in Polen, aber mir ist dadurch sofort klar, dass der Autor eine unglaublich beeindruckende Gabe hat, Gefühle poetisch auszudrücken. 

Mein erster Eindruck täuscht mich nicht. Innerhalb kürzester Zeit verschlinge ich den Roman und kann ihn kaum aus der Hand legen. Tomasz Jedrowsk ist es gelungen, eine mitreißende Liebesgeschichte in einer gefühlvollen, bilderreichen und wohltuenden Sprache zu schreiben. Noch Tage später geht mir die Geschichte von Ludwik und Janusz durch den Kopf. Der Guardian hat den Roman zu Recht unter die besten Bücher des Jahres gewählt. 

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10. Oktober 2024

Buchkritik: “Die Vegetarierin” von Han Kang

"Die Vegetarierin" von Han Kang

Buchkritik „Die Vegetarierin” von Han Kang: vom Wunsch, eine Pflanze zu werden

Es ist ein blutrünstiger Traum, der Yong-Hye zur Vegetarierin werden lässt. Als sie davon mitten in der Nacht aufwacht, steht sie auf, räumt in ihrem Nachthemd und mit abstehenden Haaren die Gefriertruhe aus. Schweinebauch, Rinderfilet, Tintenfisch. Einen Gefrierbeutel nach dem anderen wirft sie in den Müll. Als ihr Mann das bemerkt, ist er zutiefst irritiert.

„Bist du verrückt geworden?“, fragt er sie aufgebracht. Für ihn steht die Welt Kopf. Seine Frau, bisher an Durchschnittlichkeit kaum zu überbieten, stellt den gewohnten Alltag auf den Kopf. Statt Steaks gibt es nun Algensuppe zum Abendessen. Das kann er nicht akzeptieren.

Yong-Hyes Entscheidung, auf tierische Nahrungsmittel zu verzichten, ist der Beginn einer Reihe von Ereignissen, die an Dramatik kaum zu überbieten sind. Am Ende ist nichts mehr von ihrem alten Leben übrig.

Han Kang hat nun 2024 den Literatur-Nobelpreis erhalten. Nur ein Grund, warum es sich lohnt, „Die Vegetarierin” zu lesen.

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9. Oktober 2024

Kritik: “Nobody wants this”

Kritik der Netflix-Serie “Nobody wants this”: Die Welt braucht mehr Männer wie Noah

Es ist am Ende der sechsten Folge, als ich denke: Wow, „Nobody wants this“ hat etwas Außergewöhnliches geschafft. Endlich gibt es mal einen Mann, der empathisch ist, der sein Gegenüber wirklich wahrnimmt und deshalb in einer schwierigen Situation nicht toxisch, sondern genau richtig handelt. 

Denn Noah (Adam Brody) läuft nicht weg, als Joanne (Kristen Bell) wieder einmal Beziehungsangst hat. Er erkennt, warum sie verbal um sich schlägt, spricht es konkret an, lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Dadurch realisiert Joanne selbst ihr destruktives Muster, ein Knoten platzt. Sie trennen sich nicht, sondern sind in ihrer Beziehung einen Schritt weiter. 

Was so selbstverständlich klingt, wurde in vielen großen Produktionen oft anders gelöst: Die hysterische Frau verhält sich irrational, dem Mann wird es zu viel.  

„Nobody wants this“ bricht damit, zeigt, warum Menschen unsicher und ängstlich sind – und bietet Lösungen. Der Netflix-Produktion gelingt damit ein Kunststück: So funktioniert eine mental gesunde Beziehung.  

Um es vielleicht ein wenig zu überspitzen: Hätte es diese Serie 15 Jahre früher gegeben, hätten sich vermutlich einige Menschen in meinem engeren und weiteren Freundeskreis schmerzhafte Dating-Erfahrungen erspart – mich eingeschlossen.

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3. Oktober 2024

Buchkritik: Die Möglichkeit von Glück” von Anne Rabe

Die Möglichkeit von Glück" von Anne Rabe

Rezension von “Die Möglichkeit von Glück”: so gehypt, so eine Enttäuschung

Meine Vorfreude ist groß, als ich „Die Möglichkeit von Glück“ zu lesen beginne. Schließlich habe ich schon so viel Gutes über den Roman von Anne Rabe gehört. Er stand unter anderem auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis 2023. Viele Kritiker*innen überschlugen sich mit Lob, beschrieben ihn als DEN Roman über die Menschen in Ostdeutschland. Deren Biografien würden dadurch verständlicher, meint etwa der Autor und Musiker Henrik Bolz. Es sei das Buch der Stunde, schrieb Ronald Düker in der „Zeit“.

Deshalb bin ich sehr gespannt, wie der Blick von Anne Rabe auf die DDR und Ostdeutschland ist. Doch je länger ich „Die Möglichkeit von Glück“ lese, desto enttäuschter werde ich. Ich verstehe den Hype um dieses Buch überhaupt nicht.

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30. September 2024

Buchkritik: “Allegro Pastell” von Leif Randt

"Allegro Pastell" von Leif Randt

Kritik von “Allegro Pastell” von Leif Randt: “Germany’s next Lovestory”!

Sie sind hip, erfolgreich und ihr Leben ist eine große Performance: Tanja Arnheim und Jerome Daimler führen eine Fernbeziehung zwischen Berlin und dem Maintal. Während Tanja als Autorin für ihren Debütroman große Aufmerksamkeit bekam und in der Hauptstadt nun an ihrem zweiten Buch arbeitet, ist Jerome als Webdesigner gefragt. Er erledigt vom Bungalow seiner Eltern aus seine zahlreichen und gutbezahlten Aufträge.

Ihre Beziehung: zunächst scheinbar makellos. Alles ist bis ins letzte Detail durchgeplant. Gefühle, Outfits, Partys: Sie analysieren sich und ihr Verhalten ständig. Was nicht stimmig ist, wird optimiert, bis zur absoluten Perfektion. Doch nach Tanjas 30. Geburtstag kippt die Stimmung. Wird „Germany’s next Lovestory“ trotzdem ein Happy End haben?

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15. September 2024

Serienkritik: “Emily in Paris”

„Emily in Paris“: Die zweite Hälfte der vierten Staffel bringt wieder neuen Schwung – endlich!

Franzosen und Französinnen, die erst nach 10 Uhr zu arbeiten beginnen, mittags schon Weißwein trinken und die englische Sprache boykottieren: Die Netflix-Serie „Emily in Paris“ trieft regelrecht vor Klischees und Oberflächlichkeit. Auch die Bilder aus der französischen Hauptstadt wirken, als sei ein quietschbunter Instagram-Filter darüber gelegt worden. Paris leuchtet, blüht und sieht aus wie eine märchenhafte Version ihrer selbst. Die raue Realität: Fehlanzeige!

Halte ich zu viel Kitsch gewöhnlich nur sehr schwer aus, ging es mir bei der Serie um Hauptdarstellerin Lily Collins anders. Bereits die erste Folge zog mich wie ein Hurrikan in die Bubblegum-Welt.

„Emily in Paris“ ist Kitsch in Perfektion. Die Serie ist ein wahres Feuerwerk an ästhetisch geschmackvollen Szenen. Die Schauspieler*innen sind durchweg adrett, ihre Kleidung pure Fashion und die Geschichte ist so kurzweilig, dass ein Binge-Watching nur schwer zu verhindern ist – zumindest bei den ersten beiden Staffeln.

Nachdem die Spannung in der dritten und ersten Hälfte der vierten Staffel etwas nachgelassen hat, kommt in den letzten fünf Folgen wieder Abwechslung in Emilys Leben. Der smarte Italiener Marcello taucht auf und lädt Emily nach Rom ein, endlich wieder neue Gesichter und Geschichten. Das Drama um Gabriel und Camille nervte irgendwann nur noch.

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12. September 2024

Kritik der Serie: “Ein neuer Sommer”

Rezension der Netflix-Serie: “Ein neuer Sommer”: moderate Spannung, schöne Bilder

Ein Mord am Strand, eine illustre Gesellschaft und Nicole Kidman in der Hauptrolle: Als ich die Beschreibung der Netflix-Serie „Ein neuer Sommer“ las, musste ich sofort denken: Das ist ja eine Mischung aus „The White Lotus“ und „Big Little Lies“.

Tatsächlich hat sich dieser erste Gedanke bestätigt, nachdem ich nun alle sechs Folgen gesehen habe. „The perfect couple“, wie die Miniserie im Original (und viel treffender) heißt, greift so viele Elemente der beiden anderen Erfolgsserien auf, dass es fast schon ein bisschen unverschämt ist. Als hätte jemand die beiden Drehbücher in einen Mixer geworfen und alles kräftig durchgeschüttelt. Fertig war „Ein neuer Sommer”.

So hat mich „Ein neuer Sommer“ zwar wenig überrascht, aber dennoch gut unterhalten, nicht zuletzt wegen der tollen Besetzung und der wunderbaren Wahl des Drehorts: die amerikanische Insel Nantucket in Massachusetts.

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Hallo, ich bin Miriam

Stets bin ich auf der Reise: durch Karlsruhe, die Kultur und die Welt. Dabei begegnen mir immer wieder interessante Menschen, Bücher, Filme und anderer Krimskrams. Damit all diese Erfahrungen und Eindrücke nicht einsam in meinem Kopf schwirren, gibt es diesen Blog. Aus Grau wird Kunterbunt.

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